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Mit dem Grand Prix Literatur ehrt der Bund jedes Jahr ein oder mehrere Schweizer Schriftsteller oder Übersetzer mit 40'000 Franken für ihr Lebenswerk. Im Unterschied zum Schweizer Buchpreis wird der Grand Prix Literatur an Literaturschaffende aus allen vier Sprachregionen der Schweiz verliehen.
Für Muschg gibt es kein Gesamtwerk
Die Jury nennt als Grund für die Preisvergabe Adolf Muschgs nationales und internationales Renommée, sein breites Werk und seine Stellung als bedeutender Germanist. Muschg sagt dazu, dass es für ihn ein Lebens- oder Gesamtwerk real nicht gäbe. Jedes Buch, dass man anfange, sei ein neues, man stehe als Anfänger davor, und wenn das Buch einen Sinn habe für einen selbst, dann der, sich überraschen zu lassen.
Eine Krone für das schwindende Haar
Der Preis sei kein Ansporn, denn «bei einem Süchtigen braucht es keinen Ansporn dieser Art. Ich würde auch schreiben, wenn ich nicht gedruckt würde.» Jedoch: « ... mit 81 hat man nicht mehr so viel Zukunft vor sich, man muss die Zeit breit machen, und was noch des eigenen Weges kommt, muss jetzt kommen. Das hat man offenbar in Bern auch so gesehen, und hat auf meine nicht mehr silbernen, sondern schwindenden Haare, ein Krönchen gesetzt.»
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Die Freiheit des Menschen
Adolf Muschg ist ein kultur- und gesellschaftspolitisch engagierter Schriftsteller. In der Schweiz wohl der wichtigste nach Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. In seinen Romanen und Erzählungen stellt er immer wieder die Frage: Wie kann sich der einzelne Mensch befreien aus Prägungen durch Herkunft, Kindheit und Gesellschaft? Diese Frage durchzieht unter anderem Muschgs Gesamtwerk – und für ebendieses wird er mit dem Grand Prix Literatur 2015 des BAK ausgezeichnet.
Adolf Muschgs literarisches Hauptwerk ist der Parsifal-Roman «Der rote Ritter». Dieser Roman zeigt exemplarisch, wie Muschg den Gegenwartsbezug immer über Umwege herstellt, über historische Stoffe. Ein lebenslanges Thema von Muschg ist auch das Fremde, das er vor allem am Beispiel Japans erlebt und studiert.
Europa und die Schweiz
Neben seiner literarischen Tätigkeit war Adolf Muschg schon immer engagiert als Intellektueller und Citoyen. Ab 1970 lehrte er drei Jahrzehnte lang deutsche Sprache und Literatur an der ETH. Ausserdem stammt die Präambel der heutigen Bundesverfassung von ihm. Muschgs besondere Aufmerksamkeit gilt der Entwicklung Europas, das er sich ohne die Schweiz nicht vorstellen kann.