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Bild 1 von 6. «Hauptmann Schneewittchen» (2 v.l.) mit zwei Militärpolizisten der US Army und dem Gefreiten Giuseppe Azzi. Azzi gab bei der Rekrutierung in der Schweiz an, er sei «sarto» (Schneider). Der Rekrutierungsoffizier verstand «cuoco» – also Koch. Somit fungierte Herr Azzi in Korea (übrigens zur Zufriedenheit aller) ausschliesslich als Koch. Bildquelle: Daniel Ludwig.
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Bild 2 von 6. Hungnam, Nordkorea: Hauptmann Schneewittchen in einem amerikanischen Wintermantel. Bildquelle: Daniel Ludwig.
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Bild 3 von 6. Hungnam, Nordkorea: Blick auf die Düngerfabrik. Bildquelle: Daniel Ludwig.
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Bild 4 von 6. Von links: polnischer Offizier, chinesischer Kommandeur, nordkoreanische und chinesische Offiziere, eine polnische Übersetzerin (die wegen politischer «Unzuverlässigkeit» in die Heimat zurückbeordert wurde, ihr Schicksal bleib unbekannt) und ein Oberstleutnant aus Schweden, der mit Hauptmann und Hungnam-Postenchef Willy Ludwig im ewigen Clinch lag. Bildquelle: Daniel Ludwig.
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Bild 5 von 6. Eine koreanische Hilfskraft im Camp der NNSC in Taegu, Spätherbst 1953. Diese Koreanerinnen galten als sehr versierte Tischtennisspielerinnen. Inwieweit sich Schweizer Offiziere in Liebesgeschichten mit den Damen einliessen, ist nicht bekannt. Fakt ist aber, dass seit 1953 mancher Schweizer NNSC-Missionsteilnehmer eine koreanische Frau ehelichte. Bildquelle: Daniel Ludwig.
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Bild 6 von 6. Volleyball-Duell Schweiz gegen Tschechoslowakei. Schlussresultat unbekannt. Die weisse Unterwäsche der Schweizer scheint von Calida zu stammen. Ihre Uniformen allerdings mussten die Schweizer gegen fremde umtauschen. Die filzigen Teile erwiesen sich in der Hitze als richtiggehend ungesund – was in der Schweiz zu heftiger Polemik führte. Bildquelle: Daniel Ludwig.
Daniel Ludwig ist nach Nord- und Südkorea gereist, um das zu sehen, was vor sechzig Jahren auch schon sein Vater gesehen hat. Beispielsweise Hungnam, eine nordkoreanische Hafenstadt am Japanischen Meer. Dort war sein Vater sechs Wochen lang in den Jahren 1953 und 1954 während eines eisigen Winters im Dienste der NNSC – der Neutral Nations Supervisory Commission – stationiert. Die NNSC ist die erste friedensfördernde Mission der Schweizer Armee. Sie hat bis heute zur Aufgabe das Waffenstillstandsabkommen zwischen Nord- und Südkorea zu überwachen.
Mitten in den Kalten Krieg
Aus dieser Zeit gibt es viel Archivmaterial über den Einsatz seines Vaters, erzählt der Berner Autor im Gespräch. Unter anderem auch ein Bild, das sein Vater aus dem Fenster seiner Baracke im Liberation Park auf genommen hat. Es zeigt eine Düngerfabrik, die im Krieg ein Munitionslager gewesen ist. Diese Fabrik habe er unbedingt mit eigenen Augen sehen wollen.
Leider aber ist aus diesem Vorhaben nichts geworden. Denn ein Taifun hat den Reisezeitplan durcheinander gebracht, so dass ein Besuch nicht möglich war. Dennoch hat die Reise nach Nordkorea Daniel Ludwig inspiriert. Aus seinen Eindrücken ist ein gut recherchierter Roman geworden, der faktenreich beschreibt, wie sein Vater 1953 in Korea mitten in den Kalten Krieg geworfen wird. Doch mit der Unterstützung eines erfahrenen Majors findet sich «Hauptmann Schneewittchen» – den Übernamen haben ihm einst seine Soldaten während dem 2. Weltkrieg gegeben – in Korea schnell zurecht.
Frustrierender Militäralltag
Er lernt, sich gegenüber den anderen Delegationsmitgliedern der NNSC durchzusetzen, insbesondere gegenüber den in diplomatischen Angelegenheiten erfahrenen und daher sehr arrogant auftretenden Schweden. Doch die Kontrollarbeiten sind unbefriedigend. In Südkorea gibt es nichts zu kontrollieren und die Nordkoreaner lassen nichts kontrollieren. Dabei wäre genau das die Aufgabe der NNSC gewesen. Was über diesen frustrierenden Militäralltag hinweghilft, das ist Alkohol. Ein unrühmliches Kapitel aus der Anfangszeit der Mission.
Daniel Ludwig gelingt es mit «Hauptmann Schneewittchen» einen dokumentarischen Roman zu schaffen, der gekonnt in der Vater-Figur das Weltgeschehen spiegelt und dabei die Geburtsstunde der Schweizer Friedensförderung in den Fokus nimmt. Und das macht Daniel Ludwigs Roman lesenswert.