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Literatur Tatort Tunnel: Rendez-vous mit einem Anekdotengräber

Die Zürcherin Zora del Buono erzählt in «Gotthard» vom harten Leben auf und am Rande der Gotthard-Baustelle. Von Einzelschicksalen, die wie durch geheime Fäden immer enger zusammengezogen werden. Inspiration für ihre Krimi-Novelle holte sich die Autorin von einem pensionierten Tunnelbauer.

Zur Person

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Legende: Keystone

Die Zürcherin Zora del Buono ist von Haus aus Architektin und hat bis 1995 auf dem Beruf gearbeitet. Danach war sie Redaktorin und später stv. Chefredakteurin des Reisemagazins «Mare», das sie mitbegründete. 2008 wandte sie sich der Schriftstellerei zu.

Rolf Bächtiger erkennt sich und seine Kumpels in der Kriminal-Novelle von Zora del Buono wieder: in vielen Figuren, Situationen und Anekdoten, die er der Buchautorin während ihren gemeinsamen Begehungen des Gotthard-Basistunnels erzählt hat. Denn die Autorin hat für ihr Buch äusserst fundiert recherchiert.

Gefahr und Geborgenheit

Da ist zum Beispiel die Figur Robert Filz: Der abgebrühte, kräftige und drahtige Typ ist in einem Nebenstollen wegen der Hitze und der stickigen Luft ohnmächtig geworden. Und musste von einem Hünen von Mann aus dem Stollen getragen werden.

Aber nicht nur die Anekdote erkennt Bänchtiger wieder – auch die Figur selbst hat Charakterzüge von ihm: Wie Filz liebt er die Einsamkeit, die Geborgenheit im Tunnel und den Kitzel der Gefahr, dass ein Teil der Tunneldecke jederzeit einstürzen kann.

Frauengeschichten

Und was die Liebe von Filz zu den Frauen angeht, das habe er, Bächtiger, ebenfalls miterlebt. Frauen und Prostitution sei ein Thema unter den Männern auf der Baustelle. Denn die Schichten seien hart, die Tage im Tunnel lang und die Brasilianerinnen begehrt.

Audio
Rolf Bächtiger im Gespräch mit Annete König
aus BuchZeichen vom 22.11.2015.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 30 Sekunden.

Rolf Bächtiger ist beeindruckt, wie treffend die Autorin Zora del Buono die Atmosphäre am Südportal des Gotthard-Basis-Tunnels beschreibt. Das Leben im Tunnel, und das Leben ausserhalb des Tunnels mit Prostitution und Kriminalität.

Beruf und Belastung

Was ihm persönlich dort am besten gefallen habe, sei die Freundschaft zu seinen Kumpels gewesen. Zu Freunden, die von überall her kommen. Aus Sizilien, aus Portugal, aus der früheren DDR. Und diese Internationalität, die vermisse er jetzt manchmal. Denn Rolf Bächtiger ist seit 2011 pensioniert.

Buchhinweis

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Zora del Buono: «Gotthard.» C.H. Beck, 2015.

Ein Jahr nach dem Durchstich des Gotthard-Basistunnels 2010 habe er sich frühzeitig pensionieren lassen. Das mache man so auf dem Bau, weil die Arbeit im Tunnel körperlich sehr anspruchsvoll sei. Grosse Hitze müsse man aushalten können. Das sei für den Kreislauf eine enorme Belastung.

Jetzt ist Rolf Bächtiger 65 Jahre alt und vermisst nicht nur seine Kumpel, sondern auch den Tunnel. Denn «als Tunnelarbeiter wird man geboren».

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