Drei Männer hebeln an alten Filmprojektoren und einem Ton-Mischgerät herum. Spielen mit Reglern und Knöpfen, mit Spiegeln, Farbfolien, Schattenwürfen. So vielschichtig das Geschehen auf der Leinwand projiziert ist, so vielschichtig ist die Tonspur dazu. Geräusche, mal gefährlich lauernd, mal schrill auffahrend. Wilder, anarchischer Hinterhof-Stil.
Hinter dieser Performance anlässlich des Festivals «3 Tage Strom» im Zürcher Provitreff steckt das französische Trio Metamkine. Ihr optisch-akustisches Schattenspiel im Retro-Look kreiert einen magischen Raum. Wir sehen plötzlich Beine, Köpfe, Körper, die nicht gezeigt werden, hören Stimmen, wo es keine gibt. Das ist verwirrend, faszinierend, kurzweilig.
Schwarz-Weiss-Film zu elektronischen Beats
Einen anderen Weg als die Live-Performance von Metamkine geht das Projekt «Still und Dunkel» von Benny Jaberg und Team. Wir hören und schauen uns dazu einen nächtlich Schwarz-Weiss-Film an: eine verfallene Fabrik, Wind, der Staubfäden bewegt, ein Vogelgerippe, rostiges Metall. Da wird ein Stimmungsraum gebaut aus Bild und Ton. Schön, morbid, im Industrial Chic. Die Musik dazu ist mit ihren Beats zeitweise sehr clubnah.
Tatsächlich liefen an den zweijährlich stattfindenden «Strom Tage» in Zürich und Baden ganz unterschiedliche Arten elektronischer Musik: vom durchkomponierten Stück über die Improvisation, von der für das Gehör anspruchsvollen Avantgarde-Komposition zu leichter absorbierbaren Formen, wie sie auch zum Tanzen geeignet wären.
Der Körper hört mit
2013 ergriff der Veranstalter – darunter die Internationale Gesellschaft für Neue Musik Zürich – die Chance, Clubpublikum und Neue-Musik-Hörer zusammenzubringen und lud spätnachts zum Tanzen ein. In der aktuellen Ausgabe wurde darauf verzichtet. Die Publika, so heisst es, seien zu verschieden. Wer tanzt, will nicht (nur) hören und umgekehrt, könnte man meinen. Doch, so möchte man gegenfragen, sind das nicht Grenzen, die längst ins Fliessen gekommen sind? Der Körper hört schliesslich mit.
Ganz auf eine optische Umsetzung verzichtet hat der amerikanische Klangkünstler Eric Holm. Seine Aufnahmen vom Wind, der um Telegrafenmasten in Pol-Nähe pfeift, verfremdet er, filtert sie, rhythmisiert sie sanft. Zu einer eindringlichen Musik, zu kalten, schönen Klängen. Menschenleer. Die Bilder dazu entstehen im Kopf. Intensiv ist das. Vielleicht gerade darum, weil man nichts sieht.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 8.6.2015, 12:20 Uhr.