Ein bisschen Blues, Swing, Rhythm and Blues und afrikanische Rhythmen: So kann der Musikstil Highlife aus Ghana klingen. Oder auch ganz anders: Eine Prise Samba, ein Hauch europäische Kirchenmusik, vermischt mit Seemannsliedern – aber auch da fehlen die ghanaischen Rhythmen nicht. Denn sie sind der gemeinsame Nenner von Highlife-Musik, die so vielfältig ist, dass sie nur schwer charakterisiert werden kann.
Seine Wurzeln hat der Highlife in der pulsierenden Hauptstadt Accra im späten 19. Jahrhundert, als Ghana noch eine Kolonie von Grossbritannien ist. Vor allem an der Küste treffen verschiedene Kulturen aufeinander. Das führt auch zu einem musikalischen Schmelztiegel: Musik aus aller Welt vermischt sich mit einheimischen Klängen und Rhythmen.
Highlife der Reichen
Innerhalb des Landes entwickeln sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwei unterschiedliche Ausprägungen dieses Genres: der Highlife der Reichen und der Highlife im Busch.
An der Küste von Ghana tanzt die schwarze und weisse Elite zum Tanzorchester-Highlife: afrikanisierter Foxtrott, Walzer und Ragtime, gespielt von grossen Streich- und Blasorchestern. Dazu tanzen die Reichen in Frack, mit Zylinder und sehr viel Pomp.
Highlife im Busch
Währenddessen entsteht im Innern des Landes der Gitarrenband-Highlife. Vor allem im Instrumentarium unterscheidet sich dieser einfachere Stil vom elitären: Die Harfenlaute Seprewa und später die Gitarre prägen diese Musik – und Perkussionsinstrumente.
Der Wegweiser der Anfänge: Die Band «Sam’s Trio», die sich auch «Kumasi Trio» nannte. Schon 1928 stehen sie in London in einem Studio und nehmen den Song «Yaa Amponsah» auf. Bis heute ist diese Struktur in fast jeder Highlife-Nummer zu finden.
Krise und Renaissance
Obwohl so viele westliche Einflüsse in dieser Musik aufeinandertreffen, wird Highlife nach der Unabhängigkeit im Jahr 1957 zu Ghanas Nationalmusik und hat auch politischen Wert: Der Präsident nimmt oft ein ganzes Orchester mit auf seine Auslandsreise.
Als es in den 80er in Ghana rumort – Korruption und Willkür bestimmen die Politik, die Wirtschaft ist stark rückläufig – bricht die Musikindustrie ein. Immer mehr Musiker wandern aus: Viele nach Deutschland, wo Highlife mit Funk und Rock verschmolzen zum sogenannten Burger-Highlife wird. Oder nach Kanada, dort warten ein begeistertes Publikum und ein liberales Arbeitsumfeld.
Hiplife – gerappter Highlife
Zehn Jahre später hat Highlife wieder Boden unter den Füssen und erlebt ein Revival, mit einem markanten Unterschied: Ghanaische Hip Hopper rappen über die Highlife Songs und markieren einen Neuanfang; der Name: Hiplife.
Aber auch der klassische Highlife lebt weiter. In Musikern wie Aaron Bebe Sukura, die ganz zurück zu den Wurzeln gehen und die Harfenlaute Seprewa, einst die Seele des Highlife, wieder zum Leben erwecken.