Ein Schwarzer mit dunkler Brille, Zipfelmütze und dicken Goldketten. Nebenan ein älterer Herr mit Saxophon, eher intellektueller Typ mit Brille und grauem Bart. Die beiden Menschen auf der Fotomontage – Jay Z und Bruno Spoerri – verbindet auf den ersten Blick nicht viel. Aber es verbindet sie ein Stück Musik – oder zumindest eine musikalische Idee.
Jazzplatten aus den 70er-Jahren: Kein Selbstbedienungsladen
Rapper benötigen, um sich mit den Rhymes wohlzufühlen, ein klingendes Fundament, groovende Rhythmen, die helfen, die gerappte Geschichte vorwärts zu treiben. Und dafür bedienen sie sich vorzugweise bei Jazzplatten der 1970er-Jahre. Es gibt Websites, die zeigen, wer sich bei welchen Musikstücken bedient hat. Legal natürlich, indem die Musiker Tantiemen an den Schöpfer der Idee abliefern. Jazzmusiker wie der Hardbop-Trompeter Donald Byrd etwa finanzieren so ihren Altenteil.
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Die 70er-Jahre, das war die Zeit des Jazzrock, der Fusion-Musik. Swingender Jazz war demodé, die Musiker suchten neue Möglichkeiten. Nicht alles, was damals entstand, hat dem Zahn der Zeit widerstanden. Aber es gibt Perlen – wie etwa Herbie Hancocks «Watermelon Man» – die sich dazu eignen, gesampelt und wiederverwertet zu werden.
Ein begnadeter Musiker und Innovator
Der Schweizer Bruno Spoerri war damals auf der Höhe der Zeit. Denn er brachte zwei essentielle Voraussetzungen mit: Erstens war er ein hervorragender Jazzer, ein ideenreicher Improvisator auf dem Saxofon, Komponist und Arrangeur, ein erfahrener Musiker.
Bruno Spoerri ist aber auch der Pionier der elektronischen Musik hierzulande. Seit Jahren war er mit neuen Musiktechnologien unterwegs, arbeitete mit Computern und Synthesizern, kannte die aktuelle Aufnahmetechnik, produzierte Popmusik in seinem eigenen Studio – und zwar für die damaligen Schweizer Popstars: für Tony Vescoli, Hardy Hepp, Krokodil, Paola del Medico, ja sogar für die Gebrüder Eugster. Jahrelang hatte er auch Musik für Werbefilme produziert. Und Filmsoundtracks schrieb und schuf er ebenso.
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Seine Musik vereinte Jazz und Elektronik
Diese beiden Stränge – Jazz und Elektro – liefen in seiner eigenen Musik zusammen. Die Namen seiner Bands aus jener Zeit erzählen davon. «Jazz Rock Experience» «Peaches and Waves» und «Isolierband» hiessen sie – die Musik klang entsprechend.
Und so konnte ein Track entstehen wie «On the Way» , aus einer musikalischen Idee, mit einem Groove, der in die Beine geht, einer Basslinie, die sich sofort in den Gehörgängen festsetzt, gebaut aus (damals) neuen und unerhörten Sounds. Kurz: wie geschaffen, um von einem findigen Kopf rezykliert zu werden. Nur eben nicht kostenlos.
Auf Bruno Spoerri und seinen Verlag «Finders Keepers» wartet nun ein Geldsegen. Hochkommerzielle Massenkultur finanziert auf diese Weise ein wenig ertragreiches Nischenprodukt. Wenn die Welt doch nur immer so gerecht wäre!
Sendung: Radio SRF 2, Kultur-Nachrichten, 12.3.2015, 16:30 Uhr