Unter den Superstars der frühen 80er-Jahre war er bei weitem der auffälligste: nicht so künstlich wie Michael Jackson, nicht so hemdsärmelig wie Bruce Springsteen. Er war sein eigener Mann, eine auffällige Figur: 1,58 Meter klein und ein gigantisches musikalisches Talent und besass – für Pop-, Rock- oder Sonstwie-Stars nicht unwichtig – ein dazu passend ebenso grosses Ego.
Prince Rogers Nelson, Jahrgang 1958, kurz Prince ging ein Ruf voraus, für den er viel tat. Frühe Alben hiessen «Dirty Mind» oder «Controversy», Song-Titel «Jack U Off» (Ich hol Dir einen runter). Das liess vermuten, dass da einer jedes erdenkliche sexuelle Tabu zu brechen bereit war, um Erfolg zu haben.
Ob Disco, Soul oder Funk – er konnte alles
Die dazugehörige Musik wehte solche Vorurteile über den Haufen. Prince schien von Anfang an ein fertiger Künstler zu sein, bereit und reif, ein Multi-Instrumentalist, der seine Stücke am liebsten allein und in Eigenregie aufnahm.
Er schien die Summe der gesamten schwarze Musikgeschichte der Vereinigten Staaten zu sein, vom Disco und Funk der 70er-Jahre zu souligen Schmuseballaden, er vereinte wie kaum ein anderer prägnante Melodien mit sattem Groove. Prince schien schlicht alles zu beherrschen, jedes Feld bespielen zu können.
«Sign o' the Times» porträtierte die Welt der Schwarzen
Drei Singles aus drei Jahren zeigen das auf: Zuerst schrieb er «Kiss», ein skelettales Funk-Stück, das er in kieksendem Falsett sang, als sei er – passend zum Songinhalt – nahe der Ekstase. Nach einem kurzen Exkurs in die Psychedelik der Sixties mit «Raspberry Beret» folgte ein musikalisch richtungsweisender Song, mit der er die Welt der Schwarzen porträtierte: «Sign o' the Times» war einer der stärksten musikalischen Kommentare zur Verwahrlosung in den Problemquartieren der Vereinigten Staaten. Die Instrumentierung, ein sparsames Synthesizer-Riff, ein trockenes Schlagzeug-Pattern, funkige Gitarrensprengsel – und Princes ebenso ermüdet wie welterfahren wirkenden Stimme wurde zur Bastelvorlage für viel Electro-Pop in den folgenden Jahrzehnten.
In der Zeitspanne eines Jahrzehnts konnte ihm keiner etwas anhaben. Prince sammelte Hit um Hit – zu den bereits erwähnten kamen noch «Purple Rain», «Little Red Corvette» oder «Cream», aber auch Produktionen und Kompositionen wie etwa «Nothing Compares to You» von Sinead O’Connor oder «Manic Monday» für die Bangles.
Der undurchsichtige Kampf gegen Plattenfirmen
Wer dazu noch das Glück hatte, den Meister mit einer seiner Bands damals live zu sehen, spricht noch heute davon: Prince war der Zeremonienmeister, der seine MusikerInnen wie einst James Brown zu einem brodelnden Funk-Ensemble vereinte.
Dann legte sich Prince mit der Welt der Plattenfirmen an – ein aussichtsloser, wenn auch verständlicher Kampf. Es ging ihm um sein geistiges Eigentum. Prince nannte sich fortan «Symbol» oder auch «The Artist Formerly Known As Prince». Das Interesse an ihm und seiner Musik nahm ab, die Öffentlichkeit sah und hörte nur mehr einen Musiker, der einerseits einen undurchsichtigen Kampf focht, der andrerseits immer mehr Alben herausgab, bei denen Princes selbstkritischer Geist zu versagen schien.
Es bleibt ein Werk von ungeheurer Spannbreite
Live blieb er weiter eine Attraktion – auch hierzulande. Seine Auftritte am Montreux Jazz Festival an drei sich folgenden Abenden mit drei verschiedenen Bands und selbstredend verschiedenen Repertoires sind legendär. Auf den neusten CDs kehrte der Künstler, der längst wieder zu seinem angestammten Namen zurückgekehrt war, zu alter Form und kreativer Unberechenbarkeit zurück. Nun ist der Alleskönner allzu früh gestorben – an bislang noch ungeklärten Ursachen.
Was bleibt, ist ein Werk von ungeheurer stilistischer Spannbreite von einem Künstler, der einzigartig war.