Im Jahr 2013 hörten gerade noch neun Prozent der Schweizerinnen und Schweizer Musik am häufigsten ab CD. Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Internet-Vergleichsdienstes Comparis. Klassik-Fans dürften dabei noch etwas öfter zur guten alten digitalen Scheibe greifen. Doch der allgemeine Trend weg von der CD wirkt sich auch auf dieses Kundensegment aus.
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Wie im CD-Geschäft, so geht auch bei Musik-Downloads der Umsatz zurück (siehe Zahlen IFPI 2014 rechts). Dafür hält das starke Wachstum beim digitalen Streaming an. Auch im Bereich der E-Musik ist hier das Angebot gross und breitgefächert. Ob Musik des Mittelalters, Barock, Klassik, Romantik oder neueste Musik – die Menge an Werken und Interpretationen kann man kaum überschauen.
Angaben meist ungenügend
Dummerweise gestaltet sich die Suche oft als schwierig. Es ist das gleiche ärgerliche Problem wie beim Kauf von klassischer Musik als Download: Die Angaben zu den Titeln und Interpreten sind eigentlich immer ungenügend.
In einer gross besetzten klassischen Oper etwa gibt es mehrere Hauptrollen, hinzu kommen die Namen der Dirigentin und die von Chor und Orchester. Die kleinen Anzeigefelder der Streaming-Player können all das nicht adäquat darstellen, was die Suche erheblich erschwert und bisweilen arg an den Nerven zehrt. Ausserdem ist bei manchen Streaming-Anbietern auch die Liste der Suchergebnisse bei klassischer Musik sehr unübersichtlich.
Wo gibt’s was im Angebot?
Nach einem Stichprobentest mit 25 Suchanfragen haben punkto Klassik-Angebot die Streamingdienste Google Play, Spotify und Qobuz die Nase vorn – Qobuz überzeugt dabei mit viel detaillierteren Angaben und mit digitalisierten Booklets. Aber auch auf WiMP, Deezer oder Rdio war die Trefferquote bei der Suche nach Stichproben hoch. Bei Simfy ist die Auswahl kleiner und der Streaming-Pionier Napster bietet für Klassikhörende eindeutig zu wenig.
Das vor allem in der zeitgenössischen Klassik relevante Label ECM ist auf keinem Streamingdienst zu finden. Trotzdem kommt es hin und wieder vor, dass dessen Aufnahmen bei den Diensten auftauchen, die allerdings auf Anweisung des Labels schnell wieder entfernt werden.
EMC fehlt auch im sehr breiten Angebot des teuersten Streaminganbieters, der Naxos Music Library, auch Aufnahmen der Deutschen Grammophon sucht man vergebens. Dieses renommierte Klassik-Label fehlt sonst bei keinem Dienst. Das Label hat seit letztem Jahr sogar ein eigenes Streaming-Angebot, selbstverständlich nur mit eigenen Produktionen und dementsprechend schmalem Angebot.
Youtube als Alternative
Eine riesige Menge an klassischer Musik gibt es auch auf Youtube zu hören und zu sehen. Viele Klassik-Fans nutzen die Plattform rege. Geschätzt wird dabei, dass keine Kosten anfallen und kein Account eröffnet werden muss. Zudem werden mehrteilige Werke auch bei Gratiskonsum kaum durch grelle Audio-Werbung unterbrochen. Allerdings ist die Auswahl sehr beliebig. Und ganze Alben sind nicht zu finden.
Wie steht's um die Klangqualität?
Die Klangqualität beim Streaming unterscheidet sich für zahlende Kunden und Kundinnen kaum von der CD-Qualität, vorausgesetzt es werden die gleichen Lautsprecher oder Kopfhörer verwendet. Bei Streamingdiensten ist heutzutage eine Bitrate von 320 Kilobit Standard (Speicherformat AAC).
Ab spätestens dieser Kompressionsdatenrate kann gemäss Experten das menschliche Gehör eigentlich keinen Unterschied zur CD-Qualität mehr wahrnehmen. Inzwischen vertreiben viele Anbieter noch höher auflösendes Audio, Originaldateien aus dem Tonstudio unter dem Namen HiRes. Die zusätzlichen Feinheiten hört man unterwegs und nebenbei wohl nicht, aber für die Liebhaberanlage zuhause könnte es einen Versuch wert sein.