Worum geht’s?
Das Internet und speziell die sozialen Netzwerke verbreiten eine gigantische Menge an Informationen: Schrott und Substanz. Das will erst einmal eingeschätzt sein. Bisher setzte Facebook für diese Einschätzung ein Team von Journalisten ein, das die Themen beurteilte. Im Mai wurde dem Team unterstellt, es unterdrücke konservative Themen, sei einfach zu liberal. Letzte Woche wurde dieses Team gefeuert und durch einen Algorithmus ersetzt.
Warum ist’s interessant?
Interessant ist es, weil es die Grenzen des Logarithmus' aufzeigt: Seit dem Wochenende ist der Algorithmus im Dienst und seitdem passieren Fehler zuhauf.
«The Atlantic» beschreibt den Supergau, der dem Facebook-Algorithmus passierte: Eine Falschmeldung wurde nicht als solche erkannt und weiterverbreitet. Inhalt der Nachricht: Der eher rechte Sender FOX habe seine Nachrichtensprecherin Megyn Kelly gefeuert, weil sie die Wahl von Hillary Clinton unterstütze.
Das war natürlich nicht ernst gemeint, der Algorithmus nahm es jedoch für bare Münze. Ironie, Satire, Falschmeldung – all das kann er nicht erkennen. Der Algorithmus hält sich an Worte, den Kontext übersieht er.
Das Medienmagazin «Quartz» schreibt, Facebook finde gerade heraus, wie schwer das News-Geschäft sei. Das ist es in der Tat. Jemand oder etwas muss entscheiden, was sind Fakten und was nicht. Das Medienecho reicht von der «NZZ» über die «FAZ» bis zum «Guardian».
Die Diskussion auf twitter: #Trending Topics. Da gibt es viel Misstrauen in die Maschinengläubigkeit und Kopfschütteln über den Abschied vom kuratierten Journalismus.
Der Medientheoretiker Marshall McLuhan, der bereits 1962 den Begriff «global village» prägte, sagte für das digitale Zeitalter voraus, man müsse Blödsinn von Substanz unterscheiden können. Facebooks Algorithmus ist noch nicht soweit. Viele Menschen schon. Und das ist auch gut so.