Worum geht’s?
Internetunternehmen wie Facebook, Google und Co. werden von der Politik regelmässig ermahnt, vermehrt gegen Hasskommentare, Extremismus und Hetze vorzugehen. Der Erfolg ist angesichts der schieren Masse an negativen Kommentaren eher mässig.
Nun hat die Videoplattform YouTube einen ungewöhnlichen Ansatz entwickelt, wie man dem Hass entgegentreten könnte: mit Menschen statt Maschinen.
YouTube-Nutzer sollen sich als sogenannte «Helden» nützlich machen. Als Teilnehmer des Programms «YouTube Heroes» sind sie aufgefordert, Fragen im YouTube-Forum zu beantworten und Clips zu melden, die gegen die Richtlinien verstossen.
Warum ist es interessant?
Eine milliardenschwere Firma – YouTube gehört zum Googlekonzern – schiebt ein Stück Verantwortung ab und lässt Menschen gratis Arbeit machen, die sie eigentlich selbst erledigen müsste.
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Denn die Bezeichnung «Helden» kommt daher, dass die Helfer freiwillig arbeiten. Geld bekommen sie nicht, aber YouTube bietet einen Anreiz zum Mitmachen: Durch die Heldenarbeit sammelt man Punkte, für jeden bösartigen Kommentar, den man meldet – und je mehr Punkte, desto attraktiver die Belohnungen: Man darf beispielsweise an exklusiven Workshops teilnehmen.
Die Reaktionen der Nutzer, der potentiellen Helden, fielen bislang negativ aus. Wer nach YouTube Heroes sucht, findet viele Videos, die das Programm für einen grandios schlechten Einfall halten. Sie glauben auch nicht, dass die Idee funktioniert, da niemand oder zu wenige Leute mitmachen werden.
Das Ankündigungsvideo zum Heldenprogramm kommt nicht gut an, gemessen an 5650 «Gefällt-mir»- im Vergleich zu 345'400 «Gefällt mir nicht»-Stimmen. Die Kommentarfunktion unter dem Video wurden von YouTube gleich deaktiviert – wohl in weiser Voraussicht.