Am Stephanstag fegt ein Orkansturm mit hohen Windgeschwindigkeiten über die Schweiz. Die Bewohner des nordwestlichen Mittellandes sind alarmiert. Aus dem Inneren ihrer Häuser beobachten sie angespannt, wie starke Böen Gartenmöbel über die Terrassen wirbeln, Ziegel von den Dächern fallen und Bäume wie Streichhölzer umknicken. Nach dem Sturm setzt starker Schneefall ein. Die Menschen igeln sich in den Häusern ein, am Abend fällt plötzlich der Strom aus.
Das Stromnetz bricht zusammen
Umstürzende Bäume reissen Hochspannungsleitungen herunter. Die Schäden führen zu verschiedenen regionalen Stromausfällen. Im Stromnetz kommt es darauf zu sogenannten Netzpendelungen: Die Schwankungen zwischen Stromangebot und Strombedarf sind derart gross, dass sie die Verantwortlichen in den Stromleitzentralen nicht mehr in Einklang bringen können.
In der Nacht sind die Schäden an den Stromversorgungsanlagen schwer abschätzbar. Die Dauer des Blackouts ist ungewiss. Dennoch geben sich die Stromproduzenten, Netzbetreiber und Behörden optimistisch, dass sich das Hochspannungsnetz über Nacht wieder stabilisieren lässt.
Unschönes Erwachen am Morgen
Bei Tagesanbruch am 27. Dezember steht fest, dass wichtige Hochspannungsleitungen durch den Orkan beschädigt worden sind. Über Nacht haben sich wegen des vielen Nassschnees und des kalten Windes um Leitungen und Masten zentimeterdicke Eispanzer gebildet. Einzelne sind unter dem Gewicht zusammengebrochen. Die Kontrollen in den ausgefallenen Kraftwerken und Stromverteilzentralen verzögern die Betriebsaufnahme.
1,5 Millionen Menschen ohne Strom
In der Schweiz betrifft das Blackout vor allem das nordwestliche Mittelland. Betroffen sind weite Teile des Kantons Aargau einschliesslich der Stadt Aarau und der Agglomeration sowie Teile der Kantone Baselland und Solothurn und das zürcherische Limmattal.
Vier Tage ohne Strom
Der Wiederaufbau und die Stabilisierung des Stromnetzes in der Blackout-Zone erfolgen in Schritten. Erst nach und nach werden die provisorisch reparierten Teile wieder ans Hochspannungsnetz gebracht.
Teilweise jedoch verunmöglichen Schäden an der Infrastruktur den Wiederaufbau, so dass einzelne Regionen im Störungszentrum während drei Tagen von der Stromversorgung vollständig abgeschnitten sind und erst ab dem vierten Tag wieder teilweise mit Strom versorgt werden können.
Insgesamt sind die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Stromausfalls länger als einen Monat feststellbar.
Realistisches Szenario
Dieses Szenario basiert auf dem Gefährdungsdossier «Ausfall Stromversorgung» der nationalen Risikoanalyse des Bundes. Unter den zehn grössten Risiken, die der Bund 2015 bei seiner Analyse für die Schweiz ausgemacht hat, liegt das Szenario «Blackout im Mittelland» auf Platz fünf.
Ein überregionaler Blackout ist dem Bund zufolge in der Schweiz grundsätzlich vorstellbar, aber doch selten zu erwarten – das heisst einmal in 30 bis 40 Jahren. Blackouts sind demzufolge ein ernst zu nehmendes Thema, auf welches sich sowohl die Behörden und Einsatzkräfte, aber auch die Bevölkerung vorbereiten kann.
Für die Sendung «Blackout – Das Experiment» wurde das Szenario zusammen mit Vertretern des Bundes angepasst und vom Sommer in den Winter verlegt.