- In Tropennächten steigt das Sterberisiko in Städten deutlich an.
- Forscher fordern eine bessere Stadtplanung, die den heissen Temperaturen entgegenwirkt.
- Bäume helfen gegen die Hitze, sind jedoch selbst Leidtragende.
Mitten in Bern: Ein Brunnen, hohe Bäume. Martin Röösli vom Schweizerischen Tropen- und Public Health Institut steht im Schatten. Die schwüle Hitze nehme er gar nicht so wahr, sagt der Professor, denn «es weht ein kühles Lüftchen».
Mit seinem Team hat Martin Röösli die statistischen Daten zur Sterblichkeit in der Schweiz untersucht. Bei den Befunden der letzten 20 Jahre hat sich gezeigt: An heissen Tagen ist es wichtig, sich zu schonen.
Die Tropennächte sind gefährlich
Vor allem die Menschen in den Städten sind von der Hitze betroffen. Die Temperatur in der Stadt ist durchschnittlich zwei Grad höher als auf dem Land – in der Nacht ist der Temperaturunterschied noch grösser.
Diese nächtlichen Temperaturen seien problematisch, sagt Martin Röösli. Besonders wenn es wärmer werde als 20 Grad: «In diesen so genannten Tropennächten steigt das Sterberisiko deutlich an.»
Unveränderte Situation in der Deutschschweiz
In der Westschweiz und im Tessin wird das richtige Verhalten bei Hitze schon viel länger thematisiert. Alters- und Pflegeheime haben sich darauf vorbereitet. Kranke und geschwächte Personen werden zu Hause gezielt aufgesucht und gewarnt.
Die Aufklärung ist erfolgreich: Es sterben weniger Menschen vorzeitig wegen Hitze, so Martin Röösli. «In der Deutschschweiz konnten wir keinen Rückgang feststellen.»
Körper gewöhnen sich an die Hitze, aber…
In vielen Ländern, in denen es heisser ist als in der Schweiz, hat sich die Bevölkerung an die Hitze gewöhnt. Auch hierzulande lernen unsere Körper während eines heissen Sommers immer besser, mit der Hitze umzugehen.
Dennoch brauche es Massnahmen – und zwar nicht nur im Verhalten der Menschen. Auch die Städte sollen sich dem Klimawandel anpassen: «Eine gute Städteplanung kann die Gesundheit beeinflussen», ist sich Martin Röösli sicher.
Bäume sollen helfen
Für die Fassaden sollen beispielsweise helle Farben verwendet werden. Das reflektiert die Hitze. Zudem sollen die Städte so weiter gebaut werden, dass die Luft zirkulieren kann.
Das heisst: Keine hohen Häuserriegel an Orten, an denen die Luft «durchziehen» muss. Und: Bäume pflanzen, denn sie wirken sich positiv auf das Klima in den Städten aus.
Geschwächte Sommerlinden
Die Bäume leiden jedoch selber unter dem Klimawandel. Das bestätigt Sabine Tschäppeler, die Leiterin von Stadtgrün Bern. Sie zeigt auf Bäume mit braunen Blättern auf der gegenüberliegenden Strassenseite: «Diese Rosskastanien sehen aus wie im Herbst – obwohl es erst Ende August ist.»
Die Kastanienbäume sind geschwächt, ebenso wie die Sommerlinde und der Bergahorn. Drei häufige Baumarten in der Stadt leiden unter der zunehmenden Hitze.
Kroatien als Vorbild
Die Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtner schauen sich deshalb im Mittelmeerraum nach neuen Baumarten um. «Wir nehmen an, dass Bern in ein paar Jahrzehnten das gleiche Klima hat wie ein Gebiet in der Nähe von Zagreb», sagt Sabine Tschäppeler.
So wird die Hauptstadt Kroatiens unverhofft zum Vorbild für die Hauptstadt der Schweiz. Und neue Baumarten wie Zerreiche, Zürgelbaum oder Blumenesche halten Einzug bei uns, nördlich der Alpen.