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Wer zieht die Fäden? Praxis statt Theorie: Fünf tatsächliche Verschwörungen

Nicht alle Verschwörungen sind blosse Theorie, einige haben tatsächlich stattgefunden: Eine Auswahl.

Verschwörungstheorien erklären uns die Welt auf einfache Weise und liefern eine spannende Geschichte dazu. Kein Wunder, lassen sich so viele Menschen davon verführen. Kommt hinzu, dass manche Verschwörungen tatsächlich stattgefunden haben.

Verschwörungen gehören schon seit der Antike zum politischen Geschäft. Eine kritische Grundhaltung sei deshalb sicher angebracht, meint der Kommunikationswissenschaftler Marko Kovic: «Aber wir sollten uns nicht dazu verleiten lassen, pauschal alles als Verschwörung zu betrachten.» Besser sei es, von Fall zu Fall nach Beweisen für eine Theorie zu suchen.

So wie es Journalisten, Richter, Mediziner, Whistleblower, Politiker, Behörden und NGOs in den nachfolgenden Fällen getan haben.

Der NSA-Skandal

Edward Snowden winkt in die Kamera.
Legende: Edward Snowden in einer Videobotschaft, 2015. Reuters

Mehr zu Edward Snowden

Der Whistleblower Edward Snowden enthüllte 2013, dass die National Security Agency (NSA) der USA die digitale Kommunikation global überwacht. Auch die Geheimdienste anderer Länder sind mit von der Partie. Die Lauschoffensive und massenhafte Datensammlung soll der Terrorabwehr dienen.

Mit der Aufarbeitung dieses Skandals ist die Politik noch immer beschäftigt. Snowden befindet sich mittlerweile in Russland, nachdem er via Hongkong aus den USA geflohen war. In seiner Heimat droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe.

Die Iran-Contra-Affäre

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Legende: Ronald Reagan bespricht sich im Oval Office mit Beratern in der Iran-Contra Affäre. Ronald Reagan Library

Als Präsident Ronald Reagan im November 1986 vor die Medien trat, hatte er eine schwerwiegendes Eingeständnis zu machen: Die USA hatten insgeheim Waffen an den Iran geliefert.

Der ursprüngliche Zweck war, so mehrere US-Geiseln im Libanon freizubekommen. Das klappte aber nicht wie geplant. Darauf gaben die USA einen Teil der Einnahmen aus den versteckten Waffendeals an die Contra-Rebellen in Nicaragua weiter, um sie im Kampf gegen die sandinistische Regierung zu unterstützen.

Die Enthüllungen erschütterten die USA. Denn der Präsident hatte solche Machenschaften zuvor immer verneint. Reagan blieb an der Macht, die USA aber wurden vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen ihrer Aktivitäten gegen Nicaragua schuldig gesprochen.

Der Anschlag auf die «Rainbow Warrior»

Ein Schiff liegt in Schräglage halb geflutet im Wasser. Auf der Bordwand ist ein Regenbogen und eine weisse Taube zu sehen.
Legende: Ein Bombenanschlag liess die «Rainbow Warrior» sinken. Greenpeace / John Miller

Im Juli 1985 erschütterten zwei Bombenexplosionen das Schiff «Rainbow Warrior» der Umweltorganisation Greenpeace. Es war auf einer Mission gegen französische Atomtests im Pazifik und lag gerade im Hafen von Auckland, Neuseeland, vor Anker.

Von den zwölf Besatzungsmitgliedern konnten sich alle retten, bis auf den Fotografen Fernando Pereira. Er ertrank mit dem sinkenden Schiff.

Bald stellte sich heraus, dass die beiden Bomben im Auftrag des französischen Geheimdienstes gelegt worden waren. Mittlerweile hat sich Frankreich für den Anschlag entschuldigt.

Die Tuskegee-Syphilis-Studie

Links im Bild ein schwarzer Mann, rechts ein weisser Arzt, der ihm mit einer Spritze Blut abnimmt.
Legende: Ein Arzt entnimmt einem Teilnehmer der Tuskegee-Studie Blut. National Archives, USA

Was passiert im menschlichen Körper nach einer Syphilis-Infektion? Das fragten sich die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden in den 1930er-Jahren und starteten deshalb eine Studie an mehreren hundert Syphilis-Patienten aus der Gegend von Tuskegee in Alabama. Das Ziel: den natürlichen Verlauf der Krankheit zu dokumentieren.

Deshalb brachen die Mediziner die Studie auch nicht ab, als wirksame Syphilis-Medikamente erhältlich wurden. Sie behandelten die mehrheitlich afroamerikanischen Versuchspersonen nicht mit den Medikamenten und logen sie über den Zweck der Studie an. 40 Jahre lang. Es war einer der bisher grössten Medizin-Skandale der Geschichte.

Die Catilinarische Verschwörung

Weiss gekleidete Römer sitzen in einem Saal. In der Mitte spricht eine stehende Person mit ausgebreiteten Armen.
Legende: Cicero klagt Catalina an. Fresko von Cesare Maccari aus dem 19. Jahrhundert. Wikipedia

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Im Jahr 63 vor Christus plante der Senator Lucius Sergius Catilina einen Putsch gegen die Machthaber Roms. Er wollte mit einer insgesheim zusammengestellten Armee die Kontrolle über die römische Republik an sich reissen, doch er scheiterte.

Sein Erzfeind, der Konsul Marcus Tullius Cicero, hatte seine Pläne durchschaut. Catilina musste fliehen und wurde später in einer Schlacht getötet.

Berühmt geworden ist diese Verschwörung vor allem durch Ciceros «Reden gegen Catilina» , die bis heute als rhetorische Meisterstücke gelten. Verschwörungen waren offenbar auch damals schon Stoff für gute Geschichten.

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