Die folgenden Punkte bilden gleichzeitig die Rahmenbedingungen und die «Spielregeln» für das Blackout-Experiment der Familie Kopp:
Abfallentsorgung
Die Abfallentsorgung hat für die Gemeinden keine Priorität. Denn die Gemeinden setzen diejenigen Mitarbeiter, welche ihren Arbeitsort trotz der eingeschränkten Mobilität noch erreichen können, zur Krisenbewältigung ein.
Auto
Privatautos sind einsatzfähig, solange das vorrätige Benzin im Tank reicht. Auf der Strasse herrscht ein Verkehrschaos. Auf Kreuzungen mit ausgefallenen Ampeln kommt es zu Unfällen, alle Autobahntunnel ohne Notbeleuchtung und -belüftung sind aus Sicherheitsgründen gesperrt und es ist mit langen Staus zu rechnen.
Banken
Die Banken stellen die Ausgabe von Bargeld am Schalter ein, um zu verhindern, dass es zu einem unkontrollierten Run der Bevölkerung auf Bargeld kommt.
Behörden
Behörden und Einsatzkräfte sind von Beginn weg in allen Bereichen gefordert. Die Menschen versuchen auf den verschiedensten Wegen, an die Behörden zu gelangen wegen Unfällen im Schneetreiben, steckengebliebenen Personen in Aufzügen und gesteigerter Kleinkriminalität. Die Erreichbarkeit ist jedoch stark eingeschränkt, weil das Mobilfunknetz erst überlastet ist und dann zusammenbricht.
Die Behörden versuchen mittels Radio (IBBK-Notradio funktioniert auch bei Stromausfall), Flugblättern und persönlichen Gesprächen die Bevölkerung zu informieren und Verhaltensanweisungen durchzugeben (z.B. Sparen von Trinkwasser).
Bus
Der Busverkehr ist – falls autonome Betankungsanlagen vorhanden sind, die über Notstromaggregate verfügen – eingeschränkt gewährleistet. Einzelne Kurse fallen jedoch aus und im gesamten Netz kommt es zu Verspätungen. Der Taktfahrplan kann nicht mehr gewährleistet werden, der Fahrplan ist stark ausgedünnt.
Computer
Computer, die direkt am Stromnetz angeschlossen sind, fallen aus; Laptops und Tablets laufen, solange ihre Akkus halten.
Einkaufen
- Dorfläden Bis zu einem halben Tag nach dem Stromausfall sind kleinere Dorfläden (Tante Emma-Läden) noch geöffnet, danach sind ihre Produkte aufgrund der grossen Nachfrage ausverkauft. Frischprodukte gibt es keine zu kaufen, weil sie über Nacht entweder verdorben sind oder ungekühlt nicht mehr verkauft werden dürfen. Bezahlen ist nur mit Bargeld möglich.
- Supermärkte Grossverteiler wie etwa Migros und Coop bleiben aufgrund ihrer elektronischen Kassensysteme ab dem Stromausfall geschlossen. Lebensmittel wären zwar vorhanden – jedoch nicht in den Läden, sie stapeln sich in den externen Lagern. Durch die automatisierten Logistikprozesse, die auf Bedarf ausgerichtet sind, werden in den einzelnen Filialen nur ganz kleine Stöcke von Produkten gelagert. Diese automatisierte Lebensmittel-Nachschubversorgung bricht ohne Strom gänzlich zusammen. Den Grossverteilern in der Schweiz war die Ausstattung ihrer Filialen mit Notstromaggregaten bisher zu teuer.
- Fachgeschäfte mit automatischen Schiebetüren oder elektronischen Kassensystemen müssen ebenfalls schliessen. Andere Geschäfte können nur noch verkaufen, solange die Kunden mit Bargeld bezahlen.
Eisenbahn
Obwohl die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ein eigenes Bahnstromnetz haben, stellen sie den Bahnbetrieb im betroffenen Gebiet ein. Die elektronische Zugsicherung sowie die Stellwerke funktionieren ohne öffentliches Stromnetz nämlich nicht.
Elektronischer Zahlungsverkehr
Bargeldbezüge am Automaten sowie Kartenzahlungen sind in Einkaufsläden, Restaurants etc. nicht mehr möglich, weil die Automaten, Kartenlesegeräte etc. nicht mehr mit Strom versorgt werden.
Essen
Die Bevölkerung muss entweder auf ihre eigenen Nahrungsmittelvorräte zurückgreifen oder wendet sich direkt an die Produzenten von Nahrungsmitteln, beispielsweise an den Bauern von nebenan.
Geld
Grundsätzlich müssen die Menschen mit der Menge Bargeld auskommen, die sie zum Zeitpunkt des Stromausfalls in ihren Portemonnaies oder in ihrem Haushalt vorrätig haben. Alle elektronischen Zahlungssysteme und E-Banking fallen aus.
Gefriertruhe/Kühlschrank
Die Lebensmittelvorräte in den Gefriertruhen tauen auf. Das Einlagern von Gefriergut bei den Nachbarn ist nicht möglich, da auch sie vom Stromausfall betroffen sind.
Internet
Der Datenaustausch über das Netz ist nicht mehr möglich. Ohne Notbetriebsmodus fallen ISDN-Telefone, DSL-Modems, Router, Kabelmodems und USV-Vermittlungsstellen aus. Alle auf dem Internet basierenden Chat-, Mail-, Fernseh- und Telefondienstleistungen fallen weg.
Heizen
Elektro-, Gas-, Öl- und Pelletheizsysteme sowie die meisten Wärmepumpen – falls nicht mit Solarstrom betrieben – fallen aufgrund ihrer elektronischen Steuerungssysteme aus.
Hilfe von Nachbarn und Fachpersonen
Selbst wenn die Solidarität gross ist, ist die Hilfe von Nachbarn und Fachpersonen eingeschränkt. Die Nachbarn sind mit derselben Situation konfrontiert und in vielen Betrieben erscheinen die Leute aufgrund des Stromausfalls nicht zur Arbeit.
Kochen
Die Zubereitung von Mahlzeiten ist nur mit Gaskocher oder Feuer/Grill möglich.
Körperhygiene
- Ausfall Strom Bei einem Stromausfall fallen die meisten Boiler aus. Dies bedeutet Duschen und Waschen ohne warmes Wasser.
- Ausfall Strom- und Wasserversorgung Fällt die Wasserversorgung aus, wird die Körperhygiene zum Problem: Duschen, Waschen sowie die Spülung auf der Toilette fallen aus. Weil auch die Pumpen fürs Abwasser nicht mehr funktionieren, verbreitet sich schnell ein unappetitlicher Geruch.
Licht
Das elektrische Licht fällt über die gesamte Dauer aus. Am Abend und in der Nacht besteht ein erhöhtes Brandrisiko wegen Kerzen und Kaminfeuern.
Post
Die Zustellung von Briefen und Paketen erfolgt aus Gebieten, die vom Stromausfall nicht betroffen sind. Die Post wird mit mehreren Tagen Verspätung ausgetragen.
Radio
Nachrichten und behördliche Informationen können nur noch über batterie- oder solarbetriebene Radios oder Dynamoradios empfangen werden. Schweizer Radio SRF verbreitet seine Programme weiterhin.
Spital
Die Notstromversorgung in den Spitälern ist weitestgehend gewährleistet; lebenserhaltende medizinische Systeme und Geräte sind in Betrieb.
Sicherheit
Weil Alarmanlagen ausfallen, häufen sich Einbrüche. Die Polizei patrouilliert mit ihrem verfügbaren Personal, um Plünderungen zu verhindern und kriminellen Handlungen vorzubeugen.
Tanken
Tanken ist während der gesamten Dauer im betroffenen Gebiet nicht möglich. Weil die elektronischen Pumpen an den Tankstellen ausfallen, kommt es im betroffenen Gebiet zu Benzinengpässen.
Telefonfestnetz / Handynetz
- Festnetz Schnurgebundene Festnetztelefonapparate (Wählscheibentelefone) mit Anschluss ans analoge Festnetz der Swisscom funktionieren noch bis zwei Tage nach Stromausfall. Akkubetriebene Basisstationen mit schnurlosen Telefonen fallen sofort aus.
- Mobilfunknetz Sechs Stunden nach dem Blackout (um 24 Uhr in der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember) fällt das Mobilfunknetz komplett aus, weil die Akkubatterien von Mobilfunkantennen sowie jene von kleineren Telefonzentralen aufgebraucht sind.
TV
Das Schweizer Fernsehen SRF verbreitet zwar weiterhin seine Programme, ohne Strom kann dieses in den Haushalten jedoch meist nicht empfangen werden.
Waschen
Das Waschen von Kleidern sowie von Geschirr ist nur von Hand möglich.
Zeitung
Die Tageszeitungen erscheinen nicht, weil die Maschinen in den Druckereien der Region stillstehen.
Zivilschutz
Der Zivilschutz evakuiert ältere, betreuungsbedürftige sowie kranke Personen aus dem betroffenen Blackout-Gebiet und organisiert Transporte in Regionen der Schweiz mit intakter Stromversorgung.