Eigentlich ist so ziemlich alles an der Mönchsgrasmücke unscheinbar: Sie hat zwar einen schwarzen oder braunen Fleck auf dem Kopf, ansonsten ist sie aber klein und grau, knapp so gross wie ein Spatz.
Doch wenn die Mönchsgrasmücke anfängt zu singen, so wie jetzt in der Balzzeit häufig, dann spitzt man die Ohren.
«Tak Tak» vor Aufregung
Sind dann die Eier gelegt und ausgebrütet, wird es stiller um die Mönchsgrasmücke. Im Herbst geht es dann wieder los, wenn die männlichen Jungvögel erstmals ihre Gesangskünste erproben.
Im langen Sommer dazwischen hört man aber auch immer wieder das charakteristische «Tak Tak» – das macht die Mönchsgrasmücke, wenn sie aufgeregt ist.
Nur scheinbar unscheinbar
Mehr als eine Million Mönchsgrasmücken verbringen ihren Frühling, Sommer und Herbst in der Schweiz. Damit ist die Mönchsgrasmücke einer der häufigsten Brutvögel in unserem Land, häufiger als etwa der Spatz oder die Amsel.
Dass die Mönchsgrasmücke aber weniger bekannt ist als Spatz und Amsel, liegt wohl nur zum Teil an ihrem unscheinbaren Äusseren. Die Mönchsgrasmücke war früher nämlich deutlich weniger häufig anzutreffen als heute.
Senkrechtstarter der Vogelwelt
Der kleine graue Vogel hat eine richtiggehende Erfolgsgeschichte hinter sich, seine Bestände haben stark zugenommen. Heute werden fast doppelt so viele Brutpaare in der Schweiz gezählt wie noch vor 30 Jahren.
Der kleine graue Vogel mit der schwarzen Kappe lebt gerne in Büschen, wo er elegant durch die Zweige schlüpft. Und der kleine graue Schlüpfer hat stark profitieren können von einer Zunahme der Gebüsche: im Wald, aber auch in Gärten und Pärken. Sein Lebensraum ist grösser geworden – etwas, wovon andere Tierarten nur träumen können.
Und der Mensch hilft der Mönchsgrasmücke noch weiter: Dank dem Klimawandel überleben mehr Vögel die milderen Winter – somit gibt es im Frühling mehr Brutpaare.
Weder Mönch noch Mücke
Und doch, etwas an diesem Vogel ist ziemlich falsch, zumindest auf Hochdeutsch. Die Mönchsgrasmücke hat nämlich weder mit Gras noch mit einer Mücke etwas zu tun – letztere dienen ihr allenfalls als willkommenes Futter.
Eigentlich heisst der Vogel auch gar nicht Grasmücke, sondern gra-smucka. Die Althochdeutschen Wörter bedeuten soviel wie Grauer Schlüpfer, Gra wie Grau und Smucka wie Schlüpfer.
Dieser Name wiederum passt – denn so elegant wie der graue Schlüpfer mit dem schwarzen Käppi huscht praktisch kein Zweiter durchs Gebüsch.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Kompakt, 20.04.2017, 08:20 Uhr