2014 wird uns als Jahr ohne Sommer noch lange in Erinnerung bleiben. Und doch: 2014 wird an vielen Orten das wärmste Jahr seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen im Jahre 1864! Dies vor allem in den Föhngebieten des Ostens, im Rhonetal und auch am Nordrand der Schweiz.
Wärmerekord reihte sich an Wärmerekord
Schon der Winter 2013/14 war der wärmste seit mehr als 100 Jahren in der Schweiz. Sehr warm war auch der Frühling, der ebenfalls zu den zehn wärmsten seit Messbeginn zählte. März und April waren beide rund 3 Grad zu warm, wobei sich bereits Ende April eine Abkühlung abzeichnete. Nur der Wonnemonat Mai war eher bescheiden mit einem Wärmeüberschuss von „nur“ einem halben bis zu einem Grad. Erneut auf Rekordkurs war der Herbst. Nach 2006 erlebten wir den zweitwärmsten Herbst. Im Wallis lag der Herbst 2014 sogar auf Platz 1. Ausgerechnet im Sommer nahm aber die Hitzeperiode eine Auszeit. Nach überdurchschnittlichen Temperaturen im Juni, war der Juli nur noch wenige Zehntelgrade über dem Durchschnitt, und der August war als einziger Monat sogar deutlich zu kühl. Kommt dazu, dass vor allem hohe Nachttemperaturen für einigermassen akzeptable Mittelwerte verantwortlich waren. Aufaddiert ergab sich aber an vielen Orten ein absoluter Jahresrekord, oder der zweithöchste Jahreswert nach 2011. Nebenbei: Auch 2011 floppte der Sommer, damals vor allem der Juli!
Generell 2 Grad zu warm
Über das ganze Jahr und das ganze Land bezogen lagen die Temperaturen 2014 rund 2 Grad höher, verglichen mit der klimatologisch relevanten Referenz der Jahre 1961 bis 1990. Das Rhonetal und die Bündner Herrschaft wiesen mit 2,2 bis 2,3 Grad den grössten Wärmeüberschuss auf, in der Südschweiz war es dagegen „nur“ etwa 1,5 Grad wärmer als sonst. Dies verwundert allerdings kaum, war es doch im Süden ausgesprochen nass. Aber Achtung: Selbst im südlichsten Tessin, im Mendrisiotto, könnte es noch das wärmste Jahr werden. Im Mittelland lagen die Temperaturen ziemlich genau 2 Grad über dem langjährigen Mittel.
Viel zu nass
2014 war in weiten Teilen der Schweiz nicht nur zu warm, sondern auch zu nass. Vor allem im Süden gab es immer wieder ergiebig Regen. Allgemein wurden dort rund 60 Prozent mehr Niederschlag gemessen als in einem Durchschnittsjahr. In Locarno fielen im Vergleich zum langjährigen Mittel rund 1100 Liter pro Quadratmeter zusätzlicher Regen. Kein Wunder gab es im Oktober und November Überschwemmungen an den grossen Tessiner Seen. Erdrutsche forderten sogar mehrere Menschenleben. Nicht nur im Herbst war es im Süden zu nass. Auch Sommer und Winter waren eine feuchte Angelegenheit.
Rekordschnee
Für viele schon Schnee von gestern: Im Winter gab es im Tessin, aber auch in Südbünden und im Engadin, zum Teil Rekordschneemengen. In Campo Blenio, auf 1200 Metern über Meer, lagen Mitte Februar rund 2 Meter Schnee, so viel wie noch nie zu dieser Zeit. Gleichzeitig wurde in San Bernardino eine Schneehöhe von 2 Meter 50 Zentimeter gemessen, und auch auf dem Malojapass, dem Übergang vom Bergell ins Engadin, versank man in den Schneemassen.
Auch im Norden mehr Regen als sonst
Nördlich der Alpen fielen ebenfalls überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Interessant: Obwohl es lange und häufige Föhnphasen gab, war es in den meisten Föhngebieten ebenfalls zu nass. Nur im Rhonetal bewegten sich die Regenmengen im langjährigen Durchschnitt.
Sonnenstube und Schüttstein sind vertauscht
Das Tessin rühmt sich gerne als Sonnenstube der Schweiz. Diesem Anspruch konnte es 2014 nur bedingt gerecht werden. In Lugano und Locarno fehlten je 100 Sonnenstunden um wenigstens den langjährigen Durchschnittswert zu erreichen. Ganz anders Luzern und St. Gallen, die oft als Schüttstein der Schweiz bezeichnet werden. In Luzern zeigte sich die Sonne 200 Stunden mehr als sonst, in St. Gallen sogar 250 Stunden. Allerdings: Absolut gesehen liegt trotzdem das Tessin wieder an der Spitze mit insgesamt rund 2000 Stunden Sonnenschein, gegenüber rund 1600 Stunden Sonnenschein in der Zentral- und Ostschweiz. Einzig das Wallis konnte mit ebenfalls 2000 Stunden Sonnenschein mit dem Tessin mithalten.
Und sonst noch?
Ewig in Erinnerung bleibt das sonnige und heisse Pfingstwochenende. Am Pfingstmontag, dem 9. Juni, wurden auch die Jahreshöchsttemperaturen gemessen. Den absoluten Rekordwert verzeichnete Sitten mit 36,2 Grad. Das war im Übrigen die vierthöchste in der Schweiz gemessene Junitemperatur. Sehr heiss war es am Pfingstmontag auch in Basel mit 35,5 Grad und in Bad Ragaz mit 34,9 Grad. Am anderen Ende der Skala befindet sich Sils-Maria im Oberengadin. Dort wurden am 29. Januar -25,0 Grad gemessen. Das war die tiefste Jahrestemperatur. Bei den Tiefstwerten war die Schweiz 2014 meilenweit von Extremwerten entfernt. Der absolute Tiefstwert liegt bei -41,8 Grad gemessen in La Brévine am 12. Januar 1987. A propos la Brévine. Dort lag der Jahrestiefstwert bei -22,5 Grad. Richtig kalt war es das ganze Jahr nie. In Le Bouveret lag die Jahrestiefsttemperatur bei -0,8 Grad. In weiten Teilen des Mittellandes gab es 2014 nicht einen einzigen Eistag, also einen Tag mit durchwegs negativen Temperaturen.
Entwicklung in der Schweiz
In der Schweiz stagnierten seit Beginn des 21. Jahrhundert die Temperaturen. Dies obwohl 2011 bis jetzt das wärmste Jahr seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen war. Nun scheint sich eine neue Warmphase abzuzeichnen, da es nicht nur bei uns, sondern auch global sehr warm war. Obwohl bis vor kurzem von einem Rückgang der Niederschläge in der Schweiz ausgegangen wurde, war 2014 zu feucht. Vor allem in der Südschweiz waren ausser 2011, die letzten Jahre allesamt zu nass. 2014 kam dies allerdings nicht überraschend, dominierten doch Südlagen, die zwar viel warme Luft brachten, gleichzeitig aber auch viel Feuchtigkeit an den südlichen Alpen stauten.