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Frühlingsfrost setzt Rebbergen zu
Aus Tagesschau vom 23.04.2024.
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Klima-Pflanzen-Wettrennen Klimaerwärmung: weniger Frost aber mehr Frostschäden?

Der Frost der letzten Tage wird in den Genfer Rebbergen zu Ernteeinbussen führen. Die Pflanzen hatten nach dem sehr warmen Aprilbeginn bereits ausgetrieben. Mit der Klimaerwärmung hat sich das Risiko für solche Ernteverluste erhöht – obwohl es immer weniger Frost gibt.

Besonders in den Genfer Weinbergen kam es zu schwerwiegenden Frostschäden an Weinreben. Die Kombination aus frühem Austrieb (und bei Obstbäumen frühe Blüte) und darauffolgendem Frost wird Ernteeinbussen nach sich ziehen. Einige Weinbäuerinnen und Weinbauern sind stark betroffen.

Die Messstation Genève Cointrin (Flughafen) befindet sich nahe des Genfersees, der die Tiefstwerte dämpft. Die betroffenen Genfer Rebbergen liegen hingegen weiter vom See entfernt. Deshalb dürfte es dort noch etwas kälter gewesen sein.

Klimaerwärmung machte Schäden wahrscheinlicher

Ähnliches geschah im April 2021. Nach einem warmen Frühlingsstart waren damals die Aprikosenblüten weit fortgeschritten. Der Frost zerstörte anschliessend 70 bis 85 Prozent der Walliser Aprikosenernte. Dieses Spätfrost-Ereignis betraf auch grosse Teile Frankreichs. Es war deshalb Auslöser einer umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung. Diese kommt zum Schluss, dass die bisherige Klimaerwärmung den Frostschaden um 50% wahrscheinlicher gemacht hat. In einem kühleren Klima wäre der Schaden also weniger gross ausgefallen.

Bild mit Frostkerzen in einem Berner Rebberg.
Legende: Frostkerzen können Abhilfe schaffen Bei mehreren Frostnächten ist der Frostschutz jedoch eine oft zu grosse Herausforderung. Margrit Iseli Capitelli

Scheinbar paradox: immer weniger Frost

Ohne die Klimaerwärmung wäre das untersuchte Frostereignis noch kälter gewesen. Auch in der Schweiz hat sich das Klima in den letzten 150 Jahren erwärmt - bereits um 2.8 Grad. Somit gibt es immer weniger Tage mit Frost. Diese sind zudem immer früher im Jahr, eher zu Beginn des Frühlings als während der Eisheiligen im Mai.

Grafik mit Anzahl Frosttage in Neuchâtel.
Legende: Immer weniger Frost Eine Analyse der MeteoSchweiz zeigt, dass Frosttage in der Schweiz seltener werden. MeteoSchweiz

Das scheint paradox: Wieso hat das Risiko für Frostschäden zugenommen, wenn es weniger Frost gibt? Das liegt daran, dass sich der Pflanzenkalender vielerorts noch schneller verschoben hat. Die Pflanzen sind also beim letzten Frost tendenziell weiter entwickelt. Das zeigte die Studie für die Schäden im April 2021. Eine zweite Studie aus der Schweiz zeigt, dass das Wettrennen von Blühbeginn und dem letzten Frost nicht überall gleich ausfällt. Speziell in Lagen über 800 m ist das Risiko von Frostschäden durch die Klimaerwärmung angestiegen. In tieferen Lagen ist es im untersuchten Zeitraum unverändert geblieben.

Pflanzenkalender und Frost im Wettrennen

Erwärmt sich das Klima in der Schweiz weiter, so geht auch dieses Wettrennen weiter. Gibt es dadurch weiter ansteigende Frostschäden? Tritt irgendwann gar kein Frost mehr auf während der Wachstumsphase? Gibt es Pflanzenarten, die sowohl früh im Jahr blühen, als auch frosttolerant sind? Genau diese Fragen werden weiter untersucht, um den betroffenen Weinbauern und Obstbäuerinnen Abhilfe zu schaffen.

SRF1, Meteo Abendausgabe, 24.04.24. 19:55 Uhr

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