Wegen ihrer Beteiligung an den schlimmsten Fussballkrawallen in der Geschichte Ägyptens sind in Kairo 21 Menschen zum Tode verurteilt worden. Der mit Spannung erwartete Richterspruch wurde am Samstag vom Staatsfernsehen direkt übertragen.
Das Urteil wurde im Gericht in Kairo von den Familien der 74 Todesopfer mit Jubelrufen begrüsst. In der Hafenstadt Port Said dagegen versuchten Angehörige der Verurteilten, das Gefängnis zu stürmen um die Verurteilten zu befreien.
Vor knapp einem Jahr, am 1. Februar 2012, waren im Fussballstadion der Stadt Port Said 74 Menschen ums Leben gekommen. Unmittelbar nach Abpfiff hatten Fans des Gastgebervereins Al-Masri damals das Spielfeld gestürmt und waren mit Brechstangen, Messern und Schusswaffen auf die Fans des Kairoer Gästeclubs Al-Ahli losgegangen.
Blutige Ausschreitungen
Es kam zu Zusammenstössen mit den Sicherheitskräften. Mindestens 27 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Wie das Staatsfernsehen unter Berufung auf Sicherheitskreise und Mediziner berichtete, waren darunter zwei Polizisten. Rund 200 Menschen seien verletzt worden.
Augenzeugen berichteten, Unbekannte hätten auf die Polizei geschossen. Diese sei daraufhin mit gepanzerten Fahrzeugen vorgefahren und habe Tränengas eingesetzt. Die Streitkräfte schickten Verstärkung in die Stadt.
Die Fans in Port Said werfen den Richtern ein politisches Urteil vor. Jüngst hatte die Staatsanwaltschaft neue Beweise eingebracht, die in diesen Richterspruch nicht eingeflossen sind. Vor dem Urteil hatten die Ultras des Fussballvereins Al-Ahli gedroht, «Chaos» in Kairo zu verbreiten, sollten die Täter nicht bestraft werden.
Kritik an Sicherheitskräften
Nach den Krawallen im Fussballstadion von Port Said war den Sicherheitskräften vorgeworfen worden, sie hätten die Täter bewusst gewähren lassen, um die Anhänger des Kairoer Clubs Al-Ahli zu bestrafen. Diese hatten während der Proteste gegen Mubarak eine wichtige Rolle gespielt.
Von den Al-Masri-Fans wurden später 61 wegen Mordes angeklagt. Neun Polizisten wurden wegen Nachlässigkeit im Dienst vor Gericht gestellt, weil sie die Fans vor dem Spiel nicht gründlich nach Waffen durchsucht hätten. Sie gehören zu den 52 Angeklagten, deren Richterspruch am 9. März fallen wird.
Auch drei Mitarbeiter des Vereins Al-Masri müssen sich verantworten. Aus Sicherheitsgründen wurde das Verfahren von Port Said nach Kairo verlegt und die angeklagten Al-Masri-Fans wurden aus Angst vor Übergriffen nicht zum Gericht gebracht.