Alle Parteien in Ägypten seien von der UNO aufgerufen worden, die «Aggressionen» einzustellen. Das teilte die derzeitige Ratspräsidentin Maria Cristina Perceval nach einer Dringlichkeitssitzung mit.
«Obama bestärkt gewaltbereite Gruppen»
Die Ratsmitglieder seien am Donnerstag über die jüngsten Entwicklungen informiert worden, erklärte die Vertreterin Argentiniens weiter. Sie hätten darin übereingestimmt, dass «es wichtig ist, die Gewalt in Ägypten zu beenden, und dass die Parteien äusserste Zurückhaltung üben», sagte Perceval.
Die islamistischen Muslimbrüder kündigten für Freitag neue Kundgebungen gegen die Übergangsregierung an. Diese wies die Kritik von US-Präsident Barack Obama am Vorgehen der Sicherheitskräfte zurück. Obamas Kritik basiere nicht auf Fakten und werde gewaltbereite Gruppen ermuntern und stärken, hiess es in einer Erklärung von Übergangspräsident Adli Mansur.
Ägypten sei mit «terroristischen Akten» konfrontiert, hiess es zudem mit Verweis auf jüngste Angriffe auf Regierungsgebäude und Kirchen. Die Regierung macht Mursi-Anhänger dafür verantwortlich. Obama hatte die gewaltsame Räumung der Protestlager verurteilt. Es gebe ein Recht auf friedliche Demonstrationen.
Streit zwischen Ankara und Kairo
Die Regierungen der 28 EU-Staaten wollen möglichst rasch eine gemeinsame politische Haltung zur Krise in Ägypten finden. Über ein mögliches Sondertreffen der EU-Aussenminister werde voraussichtlich Anfang der kommenden Woche entschieden, sagten EU-Diplomaten in Brüssel. Italien wird der EU einen Stopp der Waffenlieferungen an Kairo vorschlagen. Die Ausfuhr von Rüstungsgütern solle zumindest während des Ausnahmezustands in Ägypten ausgesetzt werden.
Nach Streit wegen der Räumung der Protestlager haben die Türkei und Ägypten ihre Botschafter aus den jeweiligen Hauptstädten zu Beratungen zurückgerufen. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte das Vorgehen in Kairo mehrfach als «Massaker» verurteilt und eine Bestrafung der Verantwortlichen gefordert.
Verschwörung, Kritik, Forderungen
Die internationale Presse reagiert besorgt. Die österreichische «Presse» spricht von «schlimmeren neuen Herrschern als Mubarak» und verurteilt die Haltung der USA. Laut der belgischen «De Morgen» muss eine Friedensinitiative aus der arabischen Welt «und von den Muslimen selbst» kommen.
«Le Figaro» in Frankreich betont die «Unfähigkeit der Muslimbrüder, demokratisch zu regieren». Die regierungsnahe Budapester Tageszeitung «Magyar Nemzet» sieht gar eine Verschwörung. «Natürlich assistiert die ganze Welt mit Freuden, jedes Land kocht sein eigenes Süppchen auf den Flammen Kairos.»
Die «Washington Post» bezeichnet Obama als Aussenpolitiker der halben Sachen. «Luftschläge gegen das syrische Militär wären eine kühne Initiative gewesen; ein Stopp der Militärhilfen für Ägypten eine andere.» Obama führe endlose Debatten, ohne Strategie.