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Nato-Soldat im Gegenlicht.
Legende: Die Kampftruppen ziehen ab, die Mission ist aber nur teilweise erfüllt. Reuters

International Afghanistan-Mission: «Viel Aufwand – wenig Ertrag»

Die Nato-Mission in Afghanistan war nicht nur teuer, sie hat auch fast 3500 Isaf-Soldaten das Leben gekostet. Die Bilanz nach 13 Jahren Kampfeinsatz gegen die Taliban fällt sehr zwiespältig aus.

Die afghanische Hauptstadt Kabul leert sich von ihren Ausländern. Mit dem Gros der Nato-Truppen gehen auch tausende Entwicklungsspezialisten, Diplomaten, Mitarbeiter von Hilfswerken, Berater, Söldner.

Nicht Milliarden, nein Billionen Dollar flossen mit dem internationalen Engagement nach Afghanistan. 140'000 Soldaten aus vierzig Ländern waren zeitweilig hier stationiert. Tausende verloren ihr Leben.

Mehr Rechte für Frauen, mehr Mädchen in Schulen

Wofür das Ganze? Offenkundig hat der Einsatz seine ehrgeizigen, seine viel zu ehrgeizigen Ziele verfehlt: Afghanistan ist auch dreizehn Jahre nach dem Sturz der Taliban kein friedliches, kein stabiles, kein prosperierendes Land. Weder sind die bärtigen Islamisten entscheidend geschlagen, noch all die übrigen Kriegsherren. Chaos, Korruption, Gewalt prägen weiter den Alltag. Die Wirtschaft wächst langsamer als die Bevölkerung. Gute Argumente für jene, die das Nato-Engagement stets für kreuzfalsch hielten.

Es gibt aber durchaus auch Positives. Statt wie unter dem Taliban-Regime drei Prozent der Mädchen gehen heute dreissig Prozent zur Schule. Die Infrastruktur ist besser, die Presse freier, die Frauen haben mehr Rechte.

Diese insgesamt recht bescheidenen Fortschritte wurden enorm teuer erkauft. Zu teuer, wie viele finden. Aufwand und Ertrag stimmen nicht. Weshalb heute niemand behauptet, Afghanistan sei das Musterbeispiel für eine erfolgreiche internationale Militärintervention. Es müssen Lehren gezogen werden.

Einsatz unter schwierigen politischen Bedingungen

Die wohl wichtigste: Armeen taugen nicht, um aus einem Chaos funktionierende Nationen zu bauen. Und: Mit einer Blitzaktion – schnell rein, schnell raus – lässt sich zwar eine grausame Regierung stürzen. Aber was hernach passiert im betroffenen Land, entspricht kaum je den Erwartungen des Westens. Wer also Plan A umsetzt, den Regierungssturz, müsste einen Plan B für die Zeit danach haben.

Dazu kommt: Wollen ausländische Mächte in einer fernen Gegend, in einer fremden Kultur etwas bewegen, brauchen sie verlässliche Partner. So einer war Afghanistans langjähriger Präsident Hamid Karzai nicht, so einer war auch Pakistan nicht. Nachhaltige Veränderungen brauchen nicht Monate, nicht Jahre, sie brauchen Jahrzehnte. Sie erfordern einen gigantischen finanziellen und personellen Aufwand – einen Aufwand, zu dem die Öffentlichkeit in westlichen Ländern selten bereit ist.

Diese Lektionen werden in westlichen Hauptstädten durchaus beherzigt. Die Skepsis gegenüber Militäroperationen mit ungewissem Ausgang ist deutlich gewachsen. Und, wenn man sich trotzdem für Kriegseinsätze entscheidet, werden weitaus bescheidenere Ziele angestrebt.

Aus der Afghanistan-Erfahrung lässt sich zwar lernen, jedoch kein allgemeingültiges militärisches Rezept ableiten. Denn: Handeln kann falsch sein. Aber Nichtstun eben auch. Es bleibt ein Dilemma.

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