Die beiden traditionellen Grossparteien Spaniens, die konservative Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy und die Sozialisten (PSOE), haben bei den Parlamentswahlen vom Sonntag viele Sitze verloren.
Die PP behauptete sich zwar als stärkste Kraft im 350-köpfigen Parlament, büsste aber rund ein Drittel ihrer Mandate ein. Bei den letzten Wahlen 2011 hatte sie noch die absolute Mehrheit erreicht. Die Wähler straften die Konservativen nun laut Beobachtern wegen ihrer Sparpolitik ab. Ausserdem war die Partei mit Korruptionsskandalen in die Schlagzeilen geraten.
Niederlage eingeräumt
Die Sozialisten erzielten ihr schlechtestes Ergebnis seit dem Ende der Diktatur Francos im Jahr 1975. Parteichef Pedro Sánchez räumte seine Niederlage ein und gratulierte Rajoy.
Erstmals in der jüngeren Geschichte des Landes sind neu vier Parteien mit starken Fraktionen im Parlament vertreten. Damit endet die Ära des Zwei-Parteien-Systems von Konservativen und Sozialisten. Die Linkspartei Podemos («wir können») und die liberalen Ciudadanos (Bürger) stellen zum ersten Mal Abgeordnete. Podemos-Chef Pablo Iglesias sprach von einer «Geburt eines neuen Spaniens».
Schwierige Regierungsbildung
Trotz der Verluste seiner Konservativen kündigte Rajoy an, er werde versuchen, eine Regierung zu bilden. «Wir haben die Wahl gewonnen», sagte er. «Und wer die Wahl gewonnen hat, muss die Regierung bilden.» Wie er eine Mehrheit zustandebringen will, liess Rajoy offen.
Zur Bildung einer Regierung werden komplizierte Koalitionsverhandlungen nötig sein. Ein Mitte-Rechts-Bündnis der PP mit den Ciuadadanos würde keine absolute Mehrheit erreichen. Auch eine Linksallianz der PSOE und Podemos brächte nicht genügend Stimmen zusammen. Im Wahlkampf hatte keine der grossen Parteien Hinweise darauf gegeben, mit wem sie eine Koalition bilden würde.
Gestiegene Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung war mit 73,2 Prozent höher als vor vier Jahren, als sie bei 68,9 Prozent gelegen hatte.