19 Klinikmitarbeiter der Nichtregierungsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) wurden bei Bombenangriffen in der nordafghanischen Stadt Kundus getötet. Unter den Toten sind vier erwachsene Patienten sowie drei Kinder. 37 Menschen wurden verletzt, teilte die Organisation weiter mit.
Das Krankenhaus wurde bei den Explosionen in der Nacht auf Samstag nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen sehr stark beschädigt. Der Leiter der Organisation vor Ort, Bart Janssens, erklärte, es lägen noch keine abschliessenden Angaben über die Zahl der Opfer vor.
Wahrscheinlich steckt ein US-Luftangriff hinter der Zerstörung
Noch ist unklar, wer für die Bombenangriffe verantwortlich ist. Ein Sprecher der Nato-Mission in Afghanistan erklärte: «Die US-Streitkräfte haben am 3. Oktober um 2.15 Uhr Ortszeit einen Luftangriff nahe der Einrichtung durchgeführt, wo einzelne Personen die Truppen bedrohten.» Dabei sei womöglich eine nahe gelegene Klinik beschädigt worden. Der Vorfall werde nun untersucht.
Das US-Militär seinerseits hat erklärt, «in der Umgebung» der Klinik einen Luftangriff geflogen zu haben. Ziel seien Taliban-Kämpfer gewesen, die direkt auf amerikanische Militärangehörige geschossen hätten.
Weiter teilte Ärzte ohne Grenzen mit, dass allen Konfliktparteien vorsorglich mehrfach die genauen Geodaten ihrer Einrichtungen übermittelt worden seien, zuletzt am 29. September. Nach Beginn des Angriffs habe man zudem das amerikanische und afghanische Militär erneut kontaktiert; dennoch habe das Bombardement noch mehr als 30 Minuten angehalten.
«Wir sind über den Angriff, das Töten von Mitarbeitern und Patienten und die schweren Auswirkungen auf die Gesundheitsfürsorge in Kundus zutiefst schockiert», sagte der MSF-Leiter vor Ort, Bart Janssens. Er forderte alle Konfliktparteien auf, die Sicherheit von Gesundheitseinrichtungen und deren Personal zu respektieren.
Über 180 Personen waren zum Zeitpunkt des Angriffs in der Klinik
Seit dem überraschenden Taliban-Angriff am Montag sind nach Angaben der Organisation in der Klinik 394 Verletzte behandelt worden. Zum Zeitpunkt des Luftangriffs am Samstag seien 105 Patienten, Angehörige und gut 80 Mitarbeiter in dem Gebäude gewesen, erklärte der Leiter von Ärzte ohne Grenzen vor Ort.
Zurzeit versuchen afghanische Regierungstruppen mit Hilfe der Nato, die Stadt wieder komplett unter Kontrolle zu bekommen. «Keiner unserer Kämpfer war zum Zeitpunkt des Angriffs ein Patient der Klinik», sagte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid.