Die Furcht vieler Griechen vor einer neuerlichen Zuspitzung der Wirtschafts- und Schuldenkrise vor den Neuwahlen Ende Januar wächst. Aus Angst vor politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen hoben Sparer und Unternehmen allein im letzten Monat insgesamt 2,5 Milliarden Euro von ihren Bankkonten ab.
Einige Experten diskutieren wieder offen über einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Umfragen deuten auf einen spannenden Wahlkampf und ein knappes Wahlergebnis hin.
Geldautomaten sollen Abhebeflut auffangen
Die derzeitige «Mini-Kapitalflucht» sei ungewöhnlich und lasse sich nur damit erklären, dass die Bürger sich grosse Sorgen angesichts der vorgezogenen Wahlen am 25. Januar machen, berichtete die konservative Athener Zeitung «Kathimerini». Die Tendenz, Geld abzuheben, hatte demnach bereits im November begonnen. Rund 200 Milliarden Euro flossen dabei ab.
Ein Ansturm auf die Banken sei dies nach Schätzungen von Fachleuten eindeutig nicht. Die Entwicklung zeige aber die Besorgnis der Bürger, hiess es in dem Zeitungsbericht.
Am Montag hatte der Direktor einer Bankfiliale in der Athener Vorstadt Peristeri der Deutschen Presse-Agentur gesagt, man gehe vor allem bei Geldautomaten sehr vorsichtig vor: Damit auf keinen Fall ein «Bank Run» ausgelöst wird, sorgten die Institute dafür, dass alle Geräte ausreichend mit Geld bestückt sind.
Nea Dimokratia holt auf
Aktuelle Umfragen in Griechenland zeigen einen Vorsprung der Linkspartei Bündnis der radikalen Linken (Syriza) von Alexis Tsipras. Dieser strebt eine Neuaushandlung des griechischen Konsolidierungsprogramms und einen Schuldenschnitt an.
Die bürgerliche Nea Dimokratia (ND) unter dem amtierenden Regierungschef Antonis Samaras hat allerdings in den vergangenen Tagen nach Angaben von Wahlforschern aufgeholt. Der Vorsprung von Syriza sei von etwa sieben Prozentpunkten im November auf drei bis vier Punkte geschrumpft.