Nach den gewaltsamen Protesten in Burkina Faso hat die Armee die Macht im westafrikanischen Land übernommen. Die Regierung sei abgesetzt und das Parlament aufgelöst worden, teilte das Militär bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Ouagadougou mit.
Armee verhängt Ausgangssperre
Es werde nun ein Übergangsgremium eingesetzt, das in den kommenden zwölf Monaten die verfassungsmässige Ordnung wieder herstellen solle. Die Armee verkündete ausserdem eine landesweite Ausgangssperre zwischen 19.00 Uhr und 6.00 Uhr.
Zuvor hatten aufgebrachte Demonstranten das Parlament gestürmt und Feuer gelegt. Sie erreichten damit, dass die Regierung eine geplante Abstimmung über eine Verfassungsänderung zugunsten von Staatschef Blaise Compaoré im Parlament absagte.
Der seit 27 Jahren regierende Präsident will mit der Verfassungsänderung seinen Verbleib an der Macht erreichen. Tausende Menschen gingen in Ougadougou dagegen auf die Strasse. Ein Mann wurde im Zuge der Ausschreitungen getötet, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Vergleiche mit dem Arabischen Frühling
Gemäss SRF-Korrespondent Patrik Wülser werden in Afrika die Ereignisse in Burkina Faso bereits mit jenen des Arabischen Frühlings verglichen. Er mahnt jedoch zur Vorsicht. Es sei nicht die Zeit für Spekulationen. Zuerst müsse beobachtet werden, was im Land selber passiere.
Es gebe momentan keine gesicherten Informationen, aber es heisse, es herrsche rohe Gewalt in Burkina Faso und es komme zu Plünderungen. «Ich hoffe, dass der politische Volksaufstand nicht in Gewalt endet und das fragile Land nicht wieder in einen Bürgerkrieg zurückfällt», sagt Wülser. Dann müsste die Bevölkerung einen hohen Preis zahlen für die Absetzung eines Autokraten.
Rauch über dem Parlament
Die Demonstranten waren am Morgen in das Gebäude der Nationalversammlung eingedrungen, verwüsteten Büros, setzten Akten und Autos in Brand und schleppten Computer fort.
Sicherheitskräfte versuchten zunächst, die Demonstranten mit Tränengas zurückzudrängen, dann traten sie selbst den Rückzug an. Die überwiegend jungen Demonstranten riefen: «Befreit Kosyam». Kosyam ist der Name des Präsidentensitzes.
Regierung krebst zurück
Nach der Erstürmung des Parlamentsgebäudes zogen weitere Demonstranten zum Sitz des nationalen Fernsehsenders RTB. Sie plünderten und verwüsteten auch dort Büros und zerstörten Fahrzeuge.
Die Gebäude der Regierungspartei in Ouagadougou und der zweitgrössten Stadt Bobo Dioulasso gingen nach Angaben von Augenzeugen ebenfalls in Flammen auf. In Bobo Dioulasso brannte auch das Rathaus.