Syriens Regime-Anhänger haben nach eigenen Angaben mit einer Bodenoffensive auf die Rebellengebiete der Grossstadt Aleppo im Norden des Landes begonnen. Nach tagelangen Luftangriffen stiessen die Soldaten in einer grossangelegten Bodenoffensive auf Stellungen der Aufständischen an vier Orten gleichzeitig vor.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, Syriens Armee sei bei heftigen Kämpfen in Aleppos Altstadt vorgerückt und habe dort zwei oder drei Gebäude eingenommen. Es handle sich bisher nicht um einen strategisch wichtigen Erfolg. Aus syrischen Militärkreisen hiess es hingegen, die Armee habe das Viertel Al-Firafara nahe der Zitadelle Aleppos eingenommen.
300'000 Personen eingeschlossen
Aleppo gehört im syrischen Bürgerkrieg zu den umkämpftesten Gebieten. Die Stadt besitzt für beide Seiten einen grossen strategischen und symbolischen Wert. Das Regime kontrolliert den Westen der früheren Handelsmetropole, Kräfte der Opposition den Osten.
Die Rebellengebiete sind seit Wochen von der Aussenwelt abgeschnitten. Bis zu 300'000 Menschen sind dort eingeschlossen und leiden unter massivem Mangel an Nahrung, Trinkwasser und medizinischer Versorgung.
Luftangriffe auf Aleppo fortgesetzt
Der von Rebellen kontrollierte Osten Aleppos hatte in den vergangenen Tagen den heftigsten Bombenhagel seit Beginn des Bürgerkrieges vor mehr als fünf Jahren erlebt. Mehr als 260 Menschen wurden bei täglich Dutzenden Luftangriffen getötet. Die USA und Russland machten sich gegenseitig für die Eskalation der Gewalt verantwortlich.
Auch am Dienstag griffen Jets und Hubschrauber Rebellengebiete an, wie die Menschenrechtsbeobachter weiter meldeten. Die Rettungshelfer der Organisation Weisshelme berichteten von mindestens 13 Toten.
Mangelnde medizinische Versorgung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) forderte die sofortige Einrichtung humanitärer Korridore, durch die Kranke und Verwundete den Osten Aleppos verlassen können. In dem immer wieder von Regierungstruppen angegriffenen Teil der Stadt gebe es nur noch 25 medizinische Einrichtungen und nur noch 35 Ärzte, die völlig überfordert seien, erklärte eine WHO-Sprecherin.
Allein am vergangenen Wochenende seien mehr als 200 weitere Verletzte in längst überfüllte Gesundheitseinrichtungen in Ost-Aleppo gebracht worden. Sämtliche Zugänge für Helfer nach Aleppo seien versperrt.