Der Zweite Weltkrieg dauerte sechs Jahre. Er begann mit dem deutschen Überraschungsangriff auf Polen am 1. September 1939 und endete mit der Kapitulation Japans am 2. September 1945. Dass das damalige Kaiserreich Japan bedingungslos kapitulierte, liegt auch an den beiden Atombombenwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima (6. August) und Nagasaki (9. August) durch die USA.
Den Beschluss zum Bau der Bombe fasste US-Präsident Franklin D. Roosevelt im Dezember 1941. Unter dem Decknamen «Manhattan Project» arbeiteten Tausende Wissenschaftler und Techniker an der Bombe. Robert Oppenheimer, ein theoretischer Physiker, gilt als der «Vater der Atombombe». Unter dem Eindruck der Zerstörungen distanzierte sich Oppenheimer später von Atomwaffen.
Unbeschreiblicher Schmerz
Und tatsächlich: Welch unendliches Leid brachten die beiden Atombomben in Japan. 80‘000 Menschen, die sich in den Stadtkernen aufhielten, starben sofort. Ihre obersten Hautschichten verdampften in Sekundenschnelle. Auch die Folgeschäden waren entsetzlich. Viele Japaner, die nicht unmittelbar starben, verbluteten in den Folgestunden qualvoll an den inneren Verletzungen. Krebserkrankungen, eine Langzeitfolge der Strahlung, verfolgten über Jahre grosse Teile der Bevölkerung.
Die zentrale Frage ist: Warum haben die Amerikaner ein solches Inferno zugelassen? Heute, 70 Jahre danach, glauben noch immer viele in den USA der offiziellen Lesart: Dass die Atombombe am 6. August 1945 auf Hiroshima und drei Tage später auf Nagasaki eine verlustreiche Invasion Japans ersparte. Nur so hätten die Amerikaner nicht Insel um Insel erobern müssen.
Hiroshima als Warnung an die Sowjets
Nach Einschätzung des Historikers Samuel Walker haben sich die USA für den Abwurf der Bomben aber aus einem anderen Grund entschieden: Sie wollten den Sowjets ihre Stärke unter Beweis stellen. Hiroshima wurde angesichts der sowjetischen Kontrolle Osteuropas und des nahenden Kriegsendes eine wichtige Kampfansage an Moskau.
Auch die Kapitulation Japans wird heute unter einem anderem Licht betrachtet. Laut namhaften Historikern wie Tsuyoshi Hasegawa von der University of California waren es nicht Hiroshima und Nagasaki, sondern die Kriegserklärung der Sowjetunion an Japan am 8. August 1945, die Kaiser Hirohito und sein Militär am 15. August kapitulieren liess.
Stadt der Industrie und des Friedens
70 Jahre danach präsentieren sich Hiroshima und Nagasaki als moderne Grossstädte. Der Hafen, die Fischverarbeitung und die Mazda-Werke sind die grössten Arbeitgeber in Hiroshima. Über eine Million Touristen jährlich besuchen das Friedensmuseum im Friedenspark.