Von der Türkei über Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn bis Österreich: Durch diese Länder werden Flüchtlinge in die EU geschmuggelt. Sie zahlen nach Erkenntnissen der Polizei dafür pro Person 8000 bis 14'000 Euro für die gesamte Strecke oder 500 bis 1000 Euro von Ungarn nach Österreich.
Behandelt werden die Migranten trotz dieser horrenden Preise nicht wie zahlende Kunden, sondern schlimmer als Tiere.
In Kastenwagen, in denen früher noch zehn oder 15 Menschen durch Osteuropa geschmuggelt wurden, werden laut Erkenntnissen des deutschen Bundeskriminalamtes (BK) heute bis zu 40 Migranten zusammengepfercht. Häufig ohne Wasser und ausreichende Belüftung. Bis zu 30 Stunden dauern die einzelnen Etappen.
Die Schlepper würden mittlerweile nicht mehr für jeden Menschen bezahlt, den sie an einer vereinbarten Stelle abladen, sagt Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität im BK. Das habe zu einem durch und durch sorglosen Umgang mit den Migranten geführt. «Früher wurde darauf geachtet, dass die Ware nicht verdirbt», zitiert Tatzgern einen verhafteten Schlepper und entlarvt damit die bodenlose Menschenverachtung der Banden.
Früher wurde darauf geachtet, dass die Ware nicht verdirbt.
Bei den Fahrern der Kastenwagen handle es sich oft um Handlanger, sagt der Experte. «Meistens wissen sie nichts von der Organisation, für die sie tätig sind, und kennen nur eine Kontaktperson oder einen Ort, den sie ansteuern müssen.» Der in den vergangenen Monaten angestiegene Flüchtlingsstrom hat offenbar auch Leute auf die Idee gebracht, auf eigene Faust in das Geschäft einzusteigen: Sie holen an Orten, die als Treffpunkte bekannt sind, Flüchtlinge ab und schmuggeln sie weiter.
Rasant wachsende Szene
Über die tatsächliche Grösse der Schlepper-Szene gibt es keine gesicherten Zahlen. Sie scheint aber rasant anzuwachsen. So sassen am 1. Juli in Österreich 198 Menschenschmuggler in Haft. Einen Monat später waren es laut dem Justizministerium bereits 298. In Bayern flogen im ersten Halbjahr 1300 Fälle auf. Im Passauer Untersuchungsgefängnis übersteigt die Zahl der U-Häftlinge die Zahl der Haftplätze mittlerweile um fast das Fünffache.