Frankreichs Finanzminister Michel Sapin sagte der neuen griechischen Regierung zu, sie bei der Suche nach einer Einigung mit den internationalen Partnern zu unterstützen. Es sei legitim, dass sich Griechenland über die Schuldenlast sorge und sich um eine Erleichterung bemühe, sagte Sapin nach dem Gespräch mit Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis.
Der Platz Griechenlands sei in der Euro-Zone. Jede neue Vereinbarung mit der Regierung in Athen müsse berücksichtigen, in welchem Umfang sie zu Strukturreformen bereit sei. Wichtig sei die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und die Rückkehr zu Wachstum, sagte Sapin.
Auch Varoufakis sagte, die Rückzahlung bestehender Schulden seines Landes müsse an die Fähigkeit gekoppelt werden, wieder Wachstum zu erzielen. Zugleich kündigte er an, keine neue Schuldentranche anzunehmen. Sein Land sei geradezu süchtig nach Verschuldung geworden, es sei Zeit für einen Entzug. «Wir wurden gewählt, um diese Sucht zu stoppen», sagte er.
Um Beruhigung bemüht
Der neue griechische Regierungschef Alexis Tsipras wird am Montag eine kleine Rundreise starten, die ihn zunächst nach Zypern und dann bis Mittwoch nach Italien, Frankreich und Brüssel führen wird. Tsipras hatte in den vergangenen Tagen schon von Athen aus versucht, die Gemüter zu beruhigen. Der neue Regierungschef habe noch am Freitagabend mit EZB-Präsident Mario Draghi telefoniert, hiess es in Athener Regierungskreisen.
In dem Gespräch «sei der Wille erklärt worden, eine für Griechenland und Europa gleichermassen vorteilhafte Lösung zu finden». Einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (FAS) zufolge rief Tsipras auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz an, um die harten Worte seines Finanzministers Varoufakis zu relativieren.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich für den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone aus, beharrte aber auf Reformen. Auch Juncker sei fest entschlossen, Griechenland in der Euro-Zone und in der EU zu halten, berichtete die FAS unter Berufung auf das Umfeld des Kommissionspräsidenten.
Gesprächsbereit trotz «grauenhafter» Rhetorik
Man sei zwar beunruhigt über die Provokationen aus Athen. Jenseits der «grauenhaften» Rhetorik sei Tsipras jedoch sehr wohl zu konstruktiven Verhandlungen bereit. Finanzminister Varoufakis lehne zwar das verhasste Symbol der Troika ab, nicht aber die Kooperation mit den darin vertretenen Einrichtungen – der EU-Kommission, dem Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB).
Varoufakis hatte der Troika, die bislang für die Geldgeber Hilfen und Auflagen mit dem hoch verschuldeten Land aushandelte, am Freitag die Zusammenarbeit aufgekündigt. Die neue Regierung in Athen lehnt deren Sparauflagen ab und will auch das laufende Rettungsprogramm nicht verlängern.