Fifa-Präsident Joseph Blatter hat am Vormittag eine Krisensitzung des «Emergency Comittee» einberufen, an der Vertreter der verschiedenen Konföderationen teilnehmen. Eine Fifa-Sprecherin hat das Treffen bestätigt. Zu dessen Inhalt sagte sie lediglich, es sei einberufen worden, um die «aktuelle Situation zu diskutieren».
Verhaftete nicht anwesend
Das Komittee trifft sich äusserst selten und zwei seiner nominierten Mitglieder können an der heutigen Sitzung nicht teilnehmen: Jeffrey Webb, Präsident der nord- und mittelamerikanischen Konföderation (Concacaf), und Eugenio Figueredo von der südamerikanischen Konföderation. Sie sind unter den gestern in Zürich verhafteten Funktionären. Die Concacaf sagte denn auch in einer Stellungnahme, dass keiner ihrer Vertreter an der Sitzung teilgenommen hat.
Die Fifa ist unterteilt in sechs Regionalverbände – genannt Konföderationen. Diese werden am Freitag unterschiedlich viele Stimmen haben in der Wahl ums Präsidium:
UEFA möchte Wahl verschieben, boykottiert sie aber nicht
Die Spitze des europäischen Dachverbandes Uefa hatte sich am Mittwoch in bislang nicht gekannter Deutlichkeit gegen Blatter positioniert und eine Verschiebung des Kongresses samt Wahlen gefordert. Von einem Boykott der Veranstaltung im Züricher Hallenstadion werden sie aber absehen.
Der Präsident des englischen Fussballverbands (FA), Greg Dyke, fordert nach den Festnahmen mehrerer Funktionäre und Durchsuchungen in der Fifa-Zentrale in Zürich den Rücktritt von Sepp Blatter. Dies ist aber nichts Neues. Er ist bekannt als Blatter-Kritiker.
Südamerika ist wohl mit im Boot
Nach dpa-Informationen wollen die Vertreter der südamerikanischen Konföderation Conmebol bei internen Gesprächen ihr Wahlverhalten «ernsthaft überdenken». Zusammen mit der Uefa haben sie aber erst 63 Stimmen. Deshalb wird offenbar in bilateralen Verhandlungen eine Allianz mit der Concacaf gesucht. Zwei der Verhafteten haben leitende Funktionen in der Concacaf.
Eine Koalition aus Europa und Südamerika - deren Länder bislang alle 20 WM-Titel seit 1930 gewannen - würde allerdings noch nicht für eine Mehrheit reichen. Der Verband Ozeaniens OFC äusserte sich bisher noch nicht.
Asien und Afrika könnten Blatter retten
Die asiatische Konföderation AFC erneuerte ihr Treuebekenntnis zu Blatter. Man stehe zu der Entscheidung, «Fifa-Präsident Joseph S. Blatter zu unterstützen». Auch Afrika steht offenbar weiter treu zu ihm.
Im ersten Wahlgang sind zwei Drittel der Stimmen für die Wahl erforderlich – das sind derzeit 140. Bis gestern ging man davon aus, dass Blatter diese problemlos erhält. Nun ist das nicht mehr sicher.
Im zweiten Wahlgang genügt aber eine einfache Mehrheit von 50 Prozent der Stimmen. Afrika und Asien kommen zusammen auf 100 Stimmen, es fehlen bis zur einfachen Mehrheit also nur noch fünf.