Für den 15. April 2013 hatte sich Boston prächtig herausgeputzt. Hunderttausende Besucher strömten in die Stadt, um Zeugen des traditionellen Marathons zu werden.
Dann beherrschten plötzlich Bilder von blutüberströmten Läufern und von Notärzten die Szene. Zwei Bomben waren explodiert. Dieser erste grosse Terroranschlag auf US-Boden seit dem 11. September 2001 hat nicht nur Boston, sondern das ganze Land bis ins Mark erschüttert. Nun jährt sich das traurige Ereignis zum ersten Mal.
Sicherheitsmassnahmen hochgefahren
Die Bevölkerung der Metropole an der Ostküste organisiert seit Tagen viele grössere und kleinere Gedenkveranstaltungen. «Menschen haben sich zu Gebeten versammelt. Es wurden Gedenkkonzerte abgehalten und Gedichte rezitiert», erzählt Ruth Wittwer. Sie arbeitet als Journalistin in den USA.
«Es gab auch schon einen Gedenkmarsch zur Zielstrecke», sagt sie. «Dorthin, wo die Bomben explodierten.» Höhepunkt ist aber die heutige, grosse Gedenkveranstaltung. Auch Vizepräsident Joe Biden wird daran teilnehmen.
In einer Woche, am Ostermontag, findet schliesslich der Marathon wieder statt – wie jedes Jahr seit 1897. «Die Behörden haben zwar betont, dass man niemanden einschüchtern wolle mit einem riesigen Polizeiapparat», so Wittwer. Dennoch sollen mit 3500 mehr als doppelt so viele Polizisten im Einsatz sein als im Vorjahr.
Kein Rucksäcke mehr entlang der Strecke erlaubt
«Dazu wurden auch Kontrollposten wie am Flughafen eingerichtet: Man wird von Hunden beschnüffelt und von Metalldetektoren durchleuchtet», weiss die Journalistin. Zudem sei die Rede von Hunderten von Kameras auf der Strecke des Laufes.
«Diesmal will man einfach gerüstet sein», sagt Wittwer. So sind beispielsweise Rucksäcke verboten, da die Attentäter die Bomben letztes Jahr in ihren Rucksäcken versteckt hatten.
Dass die Veranstaltung dadurch an Attraktivität einbüssen könnte, glaubt sie nicht. «Es wird sogar ein Marathon der Superlative: Über 36'000 Läufer sind registriert. Das sind fast 10'000 mehr als im letzten Jahr.» Eine Million Zuschauer werden erwartet – ein absoluter Rekord. «Viele laufen auch aus Solidarität mit den Opfern und Verletzten an diesem Marathon mit», glaubt Wittwer. «Sie wollen der Welt zeigen, dass sich Boston durch die zwei Attentäter nicht in die Knie zwingen lässt.»