Tatort war ein Fünf-Sterne-Hotel in Genf. 2015 fanden dort wichtige Gespräche statt. Minister und Diplomaten aus den USA, der EU und Russland verhandelten mit Abgesandten aus Teheran über die Zukunft des iranischen Atomprogramms.
In dieser Zeit kontaktierte der Schweizer Nachrichtendienst die Bundesanwaltschaft und informierte sie über den Verdacht, dass die Genfer Atom-Verhandlungen ausspioniert würden.
Und so begann die Bundesanwaltschaft im Frühling des letzten Jahres zu ermitteln und eröffnete ein Strafverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts des verbotenen politischen Nachrichtendienstes. Die Ermittlungen sind abgeschlossen und belegen, dass tatsächlich eine Cyberspionage stattgefunden hat.
Dies betätigt André Marty, der Informationschef der Bundesanwaltschaft, auf Anfrage von Radio SRF: «Im Rahmen der Ermittlungen der Bundesanwaltschaft konnte festgestellt werden, dass eine Vielzahl von Computern eines Nobelhotels in Genf mit einer so genannten Malware infiziert worden waren. Malware wird zu Spionagezwecken entwickelt und dient dazu, Daten ab infizierten Geräten zu beschaffen.»
Täter nach wie vor unbekannt
Damit ist erwiesen, dass die Iran-Verhandlungen ausspioniert wurden. Trotzdem wird vorderhand niemand zur Rechenschaft gezogen. Denn die Täter konnten nicht ausfindig gemacht werden.
«Es gibt zwar strafrechtliche Elemente und Informationen, diese konnten aber nicht konkreten Personen zugeordnet werden und deshalb muss das Verfahren sisistert werden», so Marty.
Sisitiert heisst nicht defintiv eingestellt. Wenn neue, relevante Hinweise auftauchten, könnte die Bundesanwaltschaft das Verfahren wieder aufnehmen.
Die Vermutung liegt nahe, dass ein ausländischer Geheimdienst, der die Verhandlungen allenfalls beeinflussen wollte, für die Cyberspionage in Genf verantwortlich ist. Es bleibt vorläufig bei der Erkenntnis: Wo Diplomaten arbeiten, sind die Spione nicht weit.