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Tod von Mafiaboss Messina Denaro
Aus Rendez-vous vom 25.09.2023. Bild: Keystone/Carabinieri
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Chef der Cosa Nostra Was bedeutet der Tod des Mafiabosses Denaro für die Cosa Nostra?

Lange Zeit war der Mafiaboss Matteo Messina Denaro der meistgesuchte Kriminelle Italiens. Er soll verantwortlich sein für dutzende Verbrechen und Morden. Drei Jahrzehnte lang machte die italienische Justiz Jagd auf ihn. Jetzt ist Denaro mit 61 Jahren gestorben. Wie es nach seinem Tod für die italienische Mafia Cosa Nostra weitergeht, erklärt Zora Hauser, die an der University of Oxford zum Thema Mafia forscht.

Zora Hauser

Zora Hauser

Soziologin

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Die Schweizer Soziologin Zora Hauser gilt aufgrund ihrer Feldforschung in Kalabrien und Deutschland als ‘Ndrangheta-Expertin. Sie doktoriert am Departement für Soziologie der Universität Oxford.

SRF News: Was bedeutet der Tod Denaros für die Mafia?

Zora Hauser: Matteo Messina Denaro war eine der wichtigsten Figuren der sizilianischen Mafia. Er war Symbol des Widerstands gegen den Staat. Aber er war nicht alles für die Mafia. Sie hängt nicht von Denaro ab. Praktisch hat das keine Bedeutung für die Cosa Nostra, die weiter funktioniert, wie bisher.

Die Mafia ist nicht am Ende.

Seit Anfang Jahr sass Denaro Jahr in Haft. Wer führte die Cosa Nostra seither?

Wir müssen uns die sizilianische Mafia, aber auch andere italienische Mafias, als Konföderation von unterschiedlichen Familien vorstellen. Sie sind koordiniert, aber sie konkurrieren gegeneinander. Jede Familie hat einen Boss.

Denaro wurde als der letzte wichtige Mafiaboss bezeichnet. Warum galt er als so wichtig, wenn das Geschäft ohne ihn problemlos weiterläuft?

Das ist eine romantisierte Idee dieser Figur. Er war natürlich wichtig. Er ordnete zum Beispiel die Ermordung der Richter Falcone und Borsellino in den 90er-Jahren an. Er verkörperte die Stärke der Mafia und führte die Unfähigkeit des Staates vor, dagegen vorzugehen. Rein praktisch gesehen hat sich aber auf der operativen Ebene nicht viel getan mit seinem Tod. Die Mafia ist nicht am Ende.

Heutzutage sind die Bosse genauso wichtig, wie sie es vor 40 Jahren waren.

Die italienische Mafia oder auch die internationalen Mafias funktionieren also sehr dezentral?

Ja, diese Organisationen sind dezentralisiert. Das sind unterschiedliche Clans, die auf lokaler Ebene stark verwurzelt sind, und gleichzeitig auch international tätig sind. Jeder Clan hat einen Boss, und dieser kann ganz autonom entscheiden, was das Geschäft ist.

Verlieren also Mafiabosse, wie wir sie aus Filmen kennen, an Bedeutung?

Nein, das würde ich nicht sagen. Ich glaube, die Idee aus Hollywood vom Paten war nie eine realistische Idee. Heutzutage sind die Bosse genauso wichtig, wie sie es vor 40 Jahren waren. Es ist wichtig, dass wir verstehen – nur weil jetzt Matteo Messina Denaro nicht mehr am Leben ist –, dass der Kampf gegen die Mafia nicht zu Ende ist. Im Gegenteil: In der Vergangenheit haben wir gelernt, dass, wenn wir wegschauen, weil wir das Gefühl haben, den Kampf gewonnen zu haben, das genau die Situation ist, in der die Mafia wieder wachsen kann und sich wieder stärker vernetzen kann – lokal, aber auch international.

Das Gespräch führte Nicoletta Gueorguiev.

Rendez-vous, 25.09.2023, 12:30 Uhr;

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