Die EU veröffentlichte im EU-Amtsblatt das neu gegen Russland verhängte Sanktionsbündel. So schneidet Brüssel sechs grossen russische Energie- und Rüstungsfirmen von der Geldbeschaffung auf den EU-Kapitalmärkten ab.
Anleihen der drei grossen Energieunternehmen Rosneft, Transneft und Gazprom Neft dürfen ab sofort nicht mehr an den Finanzmärkten der EU gehandelt werden.
Das gilt auch für drei Rüstungsunternehmen: OPK Oboronprom ist der wichtigste Gesellschafter des Helikopterproduzenten Russian Helicopters, United Aircraft Corporation stellt unter anderem Kampfflugzeuge her und Uralvagonzavod ist der führende russische Panzerhersteller.
Zudem werde fünf grossen russischen Staatsbanken der Zugang zum EU-Kapitalmarkt weiter erschwert. Darunter die Sberbank, die VTB Bank und die Gazprombank. Der Handel mit Finanzprodukten – Aktien, Anleihen, Kredite – war teilweise schon bisher untersagt, wird nun aber noch stärker eingeschränkt.
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Einreiseverbote und Kontensperrungen
Mit zusätzlichen Einreiseverboten und Kontensperrungen für 24 Personen erhöht die EU zudem die Zahl der Betroffenen auf 119. Neu auf der Liste sind die Separatistenführer Alexander Sachartschenko, Wladimir Kononow und Miroslaw Rudenko. Sie gehören zu den politischen Köpfen der von den Separatisten ausgerufenen Volksrepublik Donezk.
Von der Moskauer Politprominenz bekam unter anderem der ultranationalistische Duma-Abgeordnete Wladimir Schirinowski Einreiseverbot. Auch der Chef des führenden Rüstungs- und Industriekonzerns Rostec, Sergej Tschemesow, wurde auf die schwarze Liste der EU gesetzt. Er ist laut Sanktionsverordnung ein enger Freund von Präsident Wladimir Putin aus gemeinsamen KGB-Zeiten in Dresden.
Zu den Sanktionen gehört auch ein Verbot von Dienstleistungen für die Förderung von Öl in der Tiefsee und in der Arktis sowie für die Schieferölförderung. Die Ausfuhr von Technologie für diese Bereiche war bereits Ende Juli von der EU verboten worden.
Auf einer Liste von Unternehmen, an die keine sowohl zivil als auch militärisch nutzbaren Produkte mehr geliefert werden, stehen unter anderen der Hersteller der Kalaschnikow-Sturmgewehre und Almas-Antej. Sie stellen unter anderem das Raketensystem Buk her, mit dem die malaysische Passagiermaschine MH17 über der Ostukraine abgeschossen worden sein soll.
Moskau plant Gegenmassnahmen
Die Führung in Moskau kündigte als Reaktion auf die neuen Sanktionen aus Brüssel im Gegenzug Strafmassnahmen an. Ein Sanktionspaket hat Präsident Wladimir Putin nach Angaben seines Beraters Andrej Beloussow bereits in der Schublade.
Wahrscheinlich sind weitere Importbegrenzungen: Beloussow zufolge könnte die Einfuhr von Autos aus dem Westen begrenzt werden. Darüber hatten auch schon russische Medien spekuliert.
Ein solcher Schritt würde vor allem die deutsche Autoindustrie treffen. 2013 trug jeder fünfte Neuwagen in Russland das Markenzeichen eines deutschen Konzerns, wie der Verband der Automobilindustrie mitteilt.
Flugverbot und Titan-Exportstopp?
Weitere Einfuhrbegrenzungen könnten Produkte der Leichtindustrie betreffen, insbesondere Kleidung. Es gehe aber nur um Waren, die bereits in Russland hergestellt werden könnten, erklärte Beloussow.
Möglich sind Berichten zufolge auch Lieferstopps für bestimmte Rohstoffe wie zum Beispiel Titan. Dies könnte der Produktion europäischer Konzerne zum Beispiel aus der Flugzeugindustrie schaden.