Die Enthüllungen über ein Treffen von Donald Trump Jr. mit der russischen Anwältin Natalia Weselnitskaja im Juni 2016 hat gezeigt, dass dem Trump-Wahlkampfteam möglicherweise direkte Hilfe der russischen Regierung im Wahlkampf angeboten wurde – und dieses zumindest teilweise darauf einging. Die Russland-Affäre gewinnt damit weiter an Brisanz. Wer sind die Schlüsselfiguren in diesem Skandal?
Präsident Donald Trump
Bisher gibt es keine Hinweise, die den Präsidenten direkt mit einer russischen Einmischung in den US-Wahlkampf in Verbindung bringen. Allerdings schüren das Vorgehen seiner Top-Berater sowie Trumps Weigerung, die Einmischung Russlands scharf zu verurteilen, anhaltenden Verdacht.
Ausserdem sieht sich Trump Vorwürfen ausgesetzt, er habe versucht, die Russland-Ermittlungen des später von ihm gefeuerten FBI-Chefs James Comey zu behindern. Zudem soll er Mitglieder des US-Kongresses sowie Geheimdienstchefs aufgefordert haben, sich für ihn persönlich einzusetzen.
Donald Trump Jr.
Der älteste Sohn des Präsidenten traf sich während des Wahlkampfes im Juni 2016 mit der russischen Anwältin Natalia Weselnitskaja, die angeblich Verbindungen zum Kreml haben soll.
Wie aus einem inzwischen veröffentlichen Mailwechsel des Trump-Sohns mit dem britischen Publizisten Rob Goldstone hervorgeht, bot Goldstone an, «sehr hoch angesiedeltes» und «ultra-heikles» Material über Russland-Verbindungen der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton zu verschaffen, das vom russischen Generalstaatsanwalt stamme. Trump Junior schrieb daraufhin: «Wenn es das ist, was Sie sagen, liebe ich es.»
Um an das Material zu gelangen, traf sich Trump Junior mit Weselnitskaja. Dem Trump-Sohn zufolge verfügte die Anwältin allerdings über «keine bedeutenden» Informationen über Clinton, sondern wollte stattdessen unter anderem über US-Sanktionen gegen Russland sprechen.
Natalia Weselnitskaja
Die russische Anwältin Natalia Weselnitskaja hat Donald Trump Jr. kompromittierendes Material über Hillary Clinton anbieten wollen. Bei dem Gespräch mit Trump Jr. sei es aber gar nicht um den Wahlkampf gegangen, sagt sie. Weselnitskaja soll gute Verbindungen zum russischen Präsidialamt haben. Ausserdem ist sie als Lobbyistin für Russen tätig, gegen die Sanktionen wegen Menschenrechtsverstössen verhängt wurden.
James Comey
Der ehemalige FBI-Chef hat im Juli 2016 Ermittlungen wegen einer möglichen Einflussnahme der Russen auf den Präsidentschaftswahlkampf angeordnet. Im Mai 2017 wurde Comey von Präsident Trump entlassen – auf Empfehlung von Justizminister Jeff Sessions und dessen Stellvertreter Rod Rosenstein. Comey sei nicht in der Lage das FBI zu führen, war die offizielle Begründung Trumps für die Entlassung.
Michael Flynn
Der kurzzeitige Nationale Sicherheitsberater und Ex-Chef des US-Militärgeheimdienstes soll sich bei russischen Hackern um E-Mails von Clinton bemüht haben, die im Wahlkampf nachteilig für die Demokratin waren.
Zudem nahm Flynn vor und nach dem Wahlkampf Geld russischer Unternehmen für Reden und Auftritte an. Damit verstiess er möglicherweise gegen die Regeln für ehemalige Militärbedienstete bezüglich Geschäften mit Gegnern der USA.
Flynn sprach zudem wiederholt mit dem russischen Botschafter Sergej Kisljak – vor und nach der Präsidentenwahl. Weil er diesbezüglich log, droht ihm ein Verfahren wegen Meineids.
Jeff Sessions
Auch Justizminister Jeff Sessions hatte 2016 während des Wahlkampfes Kontakt mit Kisljak – damals noch als Senator von Alabama und Mitglied des Streitkräfteausschusses des Senats. Vor dem US-Senat erkärte Sessions jedoch im Januar 2017 unter Eid, «keine Kontakte zu den Russen» gehabt zu haben.
Die Kritik an Sessions wurde lauter, der Präsident hielt dennoch an ihm fest. Schliesslich gab es Ermittlungen gegen Sessions wegen Meineids. Zumal ein drittes Treffen mit Kisljak stattgefunden haben könnte. Vor dem Geheimdienstausschuss des Senats verneinte Sessions entsprechende Russland-Kontakte.
Sergej Kisljak
Sergej Kisljak ist seit neun Jahren der russische Botschafter in Washington. Er hält sich in der Öffentlichkeit zurück, gibt selten ausführliche Interviews. Dennoch kann Kontakt mit ihm politische Karrieren beenden. Mehrere Personen aus Präsident Trumps Umfeld sind wegen Gesprächen mit Kisljak ins Kreuzfeuer geraten. Der ehemalige Sicherheitsberater Michael Flynn stürzte gar darüber: Er log über seine Kontakte zum russischen Botschafter.
Jared Kushner
Der Schwiegersohn des US-Präsidenten nahm ebenfalls an dem Treffen mit der russischen Anwältin Weselnitskaja teil. Überdies traf er im Dezember gemeinsam mit Flynn Botschafter Kisljak. Dabei soll Kushner vorgeschlagen haben, einen geheimen Gesprächskanal zum Kreml einzurichten. Wenig später traf sich Kushner noch mit Sergej Gorkow, dem Chef der mit US-Sanktionen belegten Wnescheconombank.
Paul Manafort
Manafort leitete Trumps Wahlkampf bis August vergangenen Jahres. Von diesem Posten trat er angesichts von Berichten zurück, dass gegen ihn wegen des Verdachts ermittelt wird, Millionensummen vom prorussischen Ex-Präsidenten der Ukraine, Viktor Janukowitsch, angenommen zu haben.
Manaforts privates Beratungsunternehmen für milliardenschwere Oligarchen mit Moskau-Verbindungen schürten den Verdacht möglicher geheimer Absprachen. Auch Manafort nahm an dem Treffen von Trump Junior und Kushner mit der Anwältin Weselnitskaja teil.
Roger Stone
Der republikanische Parteistratege arbeitete ebenfalls zeitweise für das Trump-Wahlkampfteam. Er räumte offen ein, dass er vor nichts zurückschrecke, um Trump zum Wahlsieg zu verhelfen. Im Wahlkampf kommunizierte er mit Wikileaks-Gründer Julian Assange und dem Hacker «Guccifer 2», die beide gestohlene Mails von Clinton und ihrem Wahlkampfteam veröffentlichten. Die US-Geheimdienste sehen Verbindungen von «Guccifer 2» zu den russischen Geheimdiensten.
Robert Mueller
Der 72-Jährige ist vom US-Justizministerium als Sonderermittler in der Russland-Affäre eingesetzt worden. Er prüft, ob es zwischen Trumps Team und der Regierung in Moskau Absprachen gab und ob Russland die Wahl im November beeinflusste. Mueller war von 2001 bis 2013 Direktor des FBI und gilt bei Demokraten und Republikanern als integer und unabhängig. Seine unpolitische Arbeitsweise während seiner Amtszeit als FBI-Chef wurde über die Parteigrenzen hinaus geschätzt.