Jahrelang stritt die französische Politik um neue Regeln gegen die Prostitution. Nun ist das Gesetz durch – und nimmt künftig die Freier ins Visier.
Kunden von Prostituierten müssen künftig mit hohen Geldstrafen rechnen. Den Freiern drohen bis zu 1500 Euro Geldbusse, im Wiederholungsfall sogar 3750 Euro Strafe. Nach rund zweieinhalbjähriger Debatte stimmte die Pariser Nationalversammlung abschliessend für das Gesetz, das gleichzeitig bisher drohende Strafen für Prostituierte aufhebt.
Das Land folgt damit dem Vorbild Schwedens, die Freier ins Visier zu nehmen. Ähnliche Vorgaben wurden in der Folge in Norwegen, Island und Grossbritannien eingeführt.
Jahrelanger Streit beendet
Bisher drohten nur Prostituierten für «passiven Kundenfang» Strafen, auch wenn Prostitution selbst eigentlich nicht illegal ist. Dieses Delikt wurde nun abgeschafft, stattdessen wird der Kauf von Sex geahndet.
Die Abgeordneten hatten seit Ende 2013 schon dreimal für den Entwurf aus der Fraktion der regierenden Sozialisten gestimmt. Der von der konservativen Opposition dominierte Senat stemmte sich aber stets gegen die zentralen Änderungen. Ein Kompromiss war nicht zu finden, auch innerhalb der politischen Lager gingen die Meinungen auseinander. Nun hatte die Nationalversammlung das letzte Wort, dabei stimmten 64 Abgeordnete mit Ja, 12 dagegen.
Ausstiegshilfe für Sexarbeiterinnen
Die Gesetzesinitiative war von heftigen Debatten begleitet worden. Immer wieder hatten Organisationen von Prostituierten gegen die Pläne demonstriert. Sie befürchten, mit dem Gesetz könnte das Gewerbe in die Illegalität abgedrängt werden - und die Tätigkeit der betroffenen Frauen damit gefährlicher werden. «Sobald die Kunden eine Geldbusse riskieren (...), wird es natürlich einen Rückgang des Besuchs geben, und die Kunden werden es leichter haben, den Prostituierten ihre Bedingungen zu diktieren», warnte Elizabeth Lamey von einer Hilfsorganisation im Sender France Info.
Das Gesetz soll Prostituierte auch beim Ausstieg aus der Prostitution unterstützen. Ein staatlicher Fonds bietet soziale Hilfe an, ausländische Prostituierte können zudem beim Ausstieg ein befristetes Aufenthaltsrecht bekommen. Kritiker bemängelten jedoch, die dafür bereitgestellten Mittel seien zu gering. Nach offiziellen Schätzungen gibt es in Frankreich zwischen 30'000 und 40'000 Prostituierte, die Mehrheit von ihnen ist ausländischer Herkunft.