Für Alexis Tsipras naht die Stunde der Wahrheit. Die Bekanntgabe eines Referendums hat hohe Wellen geworfen – auch in den griechischen Zeitungen. Allerdings hat sich der Ton verändert. Zu beobachten ist seit Samstag eine Abnahme politischer Kolumnen der grössten griechischen Tageszeitungen, welche Partei ergreifen für die Politik der aktuellen Regierung.
«Unendlicher Populismus», schreibt Georgios Papaioannou von der bürgerlichen Zeitung «To Vima». Tsipras versuche das Volk zu desorientieren, indem er im Staatsfernsehen behaupte, dass die geschlossenen Banken und die Kapitalverkehrskontrollen von aussen quasi auferlegt wurden, um das griechische Volk einzuschüchtern und zu einem Ja an der Urne zu zwingen.
Für Kolumnist Papaioannou ist klar: Das ist ein weiterer populistischer Zug des Regierungschefs, da ohne diese Massnahmen das Land längst schon bankrott wäre.
«Meinungsumschwung festellbar»
«Wenn Tsipras die Drachme wirklich will, hat er bisher richtig gepokert», schreibt Alexis Papachelas in der konservativen «Kathimerini». Dann soll er aber auch hinstehen und dem Volk sagen, «ich habe meine Karten so ausgespielt, wie ihr mir mit eurer Stimme befohlen hat, zu spielen. Und das ist der entstandene Schaden, das der Gewinn».
Wenn Tsipras die Drachme wirklich will, hat er bisher richtig gepokert
Kommentare dieser Art findet man vermehrt. Positive Meinungen zu Tsipras' Vorgehen hingegen muss man regelrecht suchen. «Es ist tatsächlich feststellbar, dass Politkolumnen mit Haltungen pro Tsipras in den seriösen Zeitungen seit Samstag abgenommen haben», sagt Kolumnistin Maria Katsounaki von der konservativen Zeitung «Kathimerini» zu SRF News. Die Unterstützung begrenze sich seither auf die Syriza-nahen Blätter.
«Directly to –the– Hell» lautet Katsounakis' heutige Kolumne. Sie fragt zum Schluss: «Was ist heldenhaft daran, Herr Tsipras, wenn die heute schon armen Rentner Ende Monat von nun an ganz ohne Geld in den Taschen leben müssen?»
Auch Papaioannou von der Zeitung «To Vima» bestätigt SRF News, dass sich die Haltung der Medien geändert habe. Die Zeitungen haben etwaige Sympathien fallen gelassen. Sie seien zur Kritik übergegangen, so Papaioannou. Der Umschwung in den Kolumnen widerspiegle die Meinung des Volkes, erklärt Papioannou. Alle diejenigen, die der Regierung vertrauten und ihr Geld auf den Banken beliessen, seien nun die Verlierer.