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International Die entführten Mädchen werden vom Staat Nigeria im Stich gelassen

Die Islamistengruppe Boko Haram hat sich zu der Entführung von mehr als 230 Schülerinnen in Nigeria bekannt. Boko Haram-Chef Abubakar Shekau kündigte deren «Verkauf», «Versklavung» und Zwangsverheiratung an. Die Menschen in Nigeria sind empört.

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Entführte nigerianische Schülerinnen sollen verkauft werden
aus Echo der Zeit vom 05.05.2014. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 11 Sekunden.

«Ich habe eure Mädchen entführt», sagte Boko Haram-Chef Abubakar Shekau in einem Video, das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. «Ich werde sie auf dem Markt verkaufen, so Gott will.» In der 57 Minuten langen Aufnahme sprach der Boko Haram-Chef von den 276 Schülerinnen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren, die vor drei Wochen aus ihrer Schule in Chibok im Nordosten des Landes verschleppt worden waren. Von den Geiseln konnten bislang 53 Mädchen fliehen. Häufig werden Geiseln von den Islamisten als Sexsklavinnen missbraucht.

Die Angehörigen der Mädchen und die Bevölkerung in Nigeria seien wütend, sagt die Journalistin Kathrin Gänsler. Gänsler lebt in der nigerianischen Stadt Lagos. «Die Menschen sind nicht erst seit dieser Videobotschaft empört. Gerüchte, dass Boko Haram diese Mädchen verkaufen will, gab es schon vor zehn Tagen.»

Gerüchte existierten schon

Laut den Gerüchten seien einige der Entführten über die Grenze zum Tschad und nach Kamerun für jeweils zehn Dollar zwangsverheiratet worden, sagt Gänsler. Das sei schlecht nachprüfbar, ausserdem sei der Preis sehr tief. «Aus der Sicht der Gruppe könnte man für die Mädchen sehr viel mehr verlangen.»

Einerseits demonstriere Boko Haram mit dieser Aktion Macht, andererseits könne Boko Haram damit die Bevölkerung gegen die Regierung aufhetzen, sagt Gänsler. «Die Regierung hat diese Entführung am Anfang ignoriert. Zehn Tage lang ist fast nichts passiert, um nach diesen Mädchen zu suchen.»

Das mache die Bevölkerung genauso wütend wie die Entführung selbst, so Gänsler. Am Anfang habe es sehr viele Spekulationen geben. «Es war überhaupt nicht klar, wie viele Mädchen entführt worden sind.» Und, so habe die Bevölkerung den Eindruck, dass etwas nicht ernstgenommen werde, wenn es im Bundesstaat Borno passiere.

Gefangen in einem Waldgebiet

Es gelte nun aber als wahrscheinlich, dass sie sich in einem Waldgebiet im Bundesstaat Borno gefangen gehalten werden. Dieser Bundesstaat liegt im äussersten Nordosten von Nigeria. Boko Haram hat dort seine Wurzeln. «Man muss sich bewusst sein, dass die Gruppe nun die Mädchen bei sich hat. Das heisst, dass ein Militäreinsatz in diesem Waldgebiet sehr schwierig wird», sagt Gänsler. Auch sei das nigerianische Militär nicht dazu ausgebildet, Terrorismus zu bekämpfen.

Gänsler sagt: «Am Mittwoch findet in Abuja das World Economic Forum on Africa statt. Das Thema wird wahrscheinlich am Rande dieser Konferenz behandelt. Es könnte da durchaus mehr Druck oder eine bessere Zusammenarbeit entstehen.»

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