Kämpfer des Islamischen Staates (IS) versuchen seit Tagen, die nordsyrische Grenzstadt Kobani (arabisch: Ain al-Arab) einzunehmen und damit von ihnen beherrschte Gebiete zu verbinden. Dabei konnten sie Fortschritte erzielen: Offenbar eroberten sie eine Anhöhe in der Nähe von Kobani, welche die Kurdenmiliz YPG für Angriffe genutzt hatte.
Luftangriffe ohne Wirkung
Kriegsreporter Kurt Pelda befindet sich zur Zeit in der Grenzstadt. Er ist vor kurzem dort eingetroffen und hat erste Eindrücke gesammelt. «Bisher waren die Luftangriffe keine grosse Hilfe für die kurdischen Kämpfer am Boden.» Die Angriffe auf verschiedene IS-Stellungen vor zwei Tagen hätten ihre Ziele verfehlt, sagte der Journalist.
Seither habe es nur noch einzelne Aufklärungsflüge gegeben – Bomben seien keine mehr abgeworfen worden. «Ausserdem ist es unklar, welche Jets die Stadt bombardiert und überflogen haben.» Die USA haben Angriffe auf Kobani dementiert.
Trotzdem stehen die IS-Kämpfer immer noch einige Kilometer ausserhalb der Stadt. Pelda schätzt auch, dass es für die Terrororganisation sehr schwierig wird, die Stadt einzunehmen: «In den engen Strassen können sie ihre Panzer nur schlecht bewegen und die Kurden halten noch einen Hügel neben der Stadt, was ihnen einen Vorteil verschafft.»
Grenze ist hermetisch abgeriegelt
Viele Kurden aus der Türkei und dem Irak würden mittlerweile in der Stadt ankommen, um sich dem Kampf anzuschliessen. «Die meisten von ihnen sind jedoch unbewaffnet», sagt Pelda.
Die Situation in der Gegend werde immer verzweifelter. Tausende von Flüchtlingen warten an der türkischen Grenze auf die Einreise ins Nachbarland. «Der Übergang wird nur ab und zu für Verwundete und einige Flüchtlinge geöffnet.» Zudem sei die Grenze mit Minenfeldern, Erdwällen, Stacheldrahtverhauen und Wachtürmen hermetisch abgeriegelt. Da die Türkei mit den Kurden und vor allem der kurdischen Arbeiterpartei PKK im Konflikt steht, sei die Grenze sehr gut bewacht, sagt der Kriegsreporter.
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Nahrungsvorräte gehen zur Neige
Viele der Bewohner Kobanis verbringen laut Pelda die Nächte in relativer Sicherheit an der türkischen Grenze, bevor sie am Morgen wieder zurück in ihre Häuser gehen. Die Angst, in die Hände der IS-Terroristen zu geraten, sei zu gross. «Mittlerweile ist bekannt geworden, dass die Dschihadisten auch Frauen köpfen.»
Für den Kriegsreporter ist inzwischen klar: «Die Leute in Kobani brauchen dringend Hilfe – und zwar heute und nicht morgen.» Es mangle an allem in der Stadt und die Essensvorräte würden langsam ausgehen, sagt er.
Nach eigenen Angaben ist Kurt Pelda momentan der einzige westliche Journalist, der es in die Stadt geschafft hat. Er wurde in der Nacht von einem Schmuggler über die Minenfelder an der Grenze nach Kobani geführt.