Einige Themen an der UNO-Klimakonferenz sind so kontrovers, dass sie womöglich erst gegen Ende der Gespräche geklärt werden könnten. Ein Überblick über strittige Themen:
- Temperaturziele
Kleine Inselstaaten, die vom Anstieg des Meeresspiegels besonders bedroht sind, wünschen sich eine neue Grundverpflichtung. Nach ihren Vorstellungen soll die Erdtemperatur bis 2100 um nicht mehr als 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter steigen. Ein ehrgeiziges Ziel, denn bei der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 hatten die Teilnehmer noch «zur Kenntnis» genommen, dass die Erdtemperatur um nicht mehr als 2 Grad steigen sollte.
Denn selbst wenn die Staaten ihre Treibhausgasemissionen so stark reduzieren, wie zuvor in ihren nationalen Klimazielen angekündigt, würde die Erdtemperatur nach Angaben der UNO um etwa 2,7 Grad steigen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) geht sogar von einem Anstieg von 3 bis 3,5 Grad Celsius aus. Die Erde hat sich seit 1850 bereits um 0,8 Grad erwärmt.
- Lastenteilung
Historisch haben vor allem die Industrieländer Emissionen in die Luft gepumpt. Doch längst spielen auch aufstrebende Schwellenländer wie Indien und China eine entscheidende Rolle. Die pochen aber auf ihr Recht, wirtschaftlich die reichen Staaten aufholen zu dürfen. Einige Experten meinen: Wenn die Konferenz scheitert, dann an diesem Punkt.
- Langfristziel
Der Mensch muss weniger CO2 in die Atmosphäre ausstossen– soweit herrscht Einigkeit. Uneins sind sich die Länder aber bei der Umsetzung. Fragen sind etwa, ob die Weltwirtschaft nun bis Ende des Jahrhunderts ohne CO2-Emissionen auskommen soll. Dies fordern die reichen G7-Ländern. Oder ob der Ausstoss einfach sobald wie möglich den Scheitelpunkt erreicht und erst dann sinken soll.
- Verbindlichkeit
Wie verpflichtend werden die Vereinbarungen von Paris sein? Nicht alle sehen das gleich. So hatte etwa US-Aussenminister John Kerry Anfang November in der «Financial Times» gesagt, die USA würden keine «rechtlich bindenden Klimaziele» unterschreiben, wie sie der Kyoto-Protokoll von 1997 vorschrieb. Im Gastgeberland Frankreich sorgte das Interview prompt für Ärger, dort gilt die klare Linie: Das Abkommen muss verbindlich sein.
- Nachbessern
Die nationalen Klimaziele legen die einzelnen Länder nach aktuellem Stand ohnehin selbst fest. In Paris geht es damit vor allem um eine Selbstverpflichtung der 195 Länder, regelmässig und gründlich über ihre Emissionen zu berichten und ihre Klimaziele nach oben anzupassen. Die Lücke soll ein sogenannter Revisionsmechanismus füllen – eine Art regelmässiges Nachsitzen für die Staaten, um langfristig doch auf das Zwei-Grad-Ziel zu kommen. Die Europäer wollen alle fünf Jahre Bilanz ziehen.
- Finanzierung
Viele ärmere Staaten machen sich zwar für ehrgeizige Klimaziele stark, darunter auch das Schwellenland Indien. Die Staaten weisen aber darauf hin, dass sie finanzielle Unterstützung von den Industrieländern brauchen. Allein Indien schätzt seinen Bedarf auf knapp 2,5 Billionen Euro bis 2030.
Vor Jahren wurde von den Industrieländern versprochen, dass von 2020 an 100 Milliarden US-Dollar jährlich in die Entwicklungsländer fliessen sollen. Das soll helfen, erneuerbare Energien zu entwickeln und mit den Folgen des Temperaturanstiegs klarzukommen. Doch noch ist die Summe nicht zusammen, und es herrscht Uneinigkeit, was alles dazugezählt werden darf. Ausserdem verlangen die Entwicklungsländer Nachschläge für die Zeit danach. Die Industrieländer wollen aber künftig auch aufstrebende Schwellenländer zur Kasse bitten.
- Verluste und Schäden
Der Anstieg des Meeresspiegels und die immer stärkeren Stürme betreffen vor allem kleine Inseln und Küstenregionen, etwa in der Südsee. Die USA und andere Länder erkennen an, dass man diesen Gebieten helfen muss. Aber sie wehren sich dagegen, finanzielle Zusagen rechtsverbindlich zu machen. Dies würde aus ihrer Sicht den Boden für eine finanzielle Haftung oder gar Entschädigungen bereiten. Arme Länder drängen hingegen genau darauf. Das Thema dürfte in Paris nur angerissen werden und für die nächste Klimakonferenz liegenbleiben – zu tief sind die Gräben.