Viele der Flüchtlinge aus Nordafrika landen auf Sizilien. Sie stellen die italienischen Behörden vor grosse Herausforderungen. So auch die Justiz in Catania und den erfahrenen Staatsanwalt Enzo Serpotta und sein Team. Seit Jahren bringen sie jene Leute vor Gericht, die mit den Migranten und ihrem Schicksal Geld verdienen.
Mit seinem reichen Erfahrungsschatz weiss Serpotta genau, wie man Schlepper dingfest machen kann. «Wir hören Mobiltelefone ab. Denn vor allem Schlepper nutzen sie, um ihre Position durchzugeben, manchmal auch, um einfach zu plaudern. Auf diese Weise gelingt es uns, Schlepper zu identifizieren.» Einige hätten sie so schon festnehmen können. In den letzten zwei, drei Jahren habe sich aber vieles verändert. «Auf einmal tauchen Boote mit hunderten von Flüchtlingen auf.»
Schlepper haben auf «Mare Nostrum» reagiert
Die Schlepper hätten so auf das italienische Programm «Mare Nostrum» reagiert. Also darauf, dass die italienische Marine und Küstenwache bis vor die libysche Küste fuhr, um Schiffbrüchige zu retten. «Die Schlepper fingen sofort damit an, den Rettungskräften überfüllte Boote sozusagen vor die Nase zu setzen», sagt Serpotta. Diese Einsätze in internationalen Gewässern würden die Arbeit der Justiz enorm erschweren.
Früher seien die Flüchtlinge unmittelbar vor Lampedusa oder vor der sizilianischen Küste gerettet worden. «Sie und vor allem ihre Schlepper unterstanden bereits der italienischen Rechtssprechung. Auf hoher See oder in libyschen Gewässern ist das nicht der Fall», erklärt der Staatsanwalt.
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Renzi erklärt den Schleppern den Krieg
Der italienische Premierminister Matteo Renzi hat den Schleppern mittlerweile den Krieg erklärt. Serpotta zweifelt jedoch daran, dass sein neuer Plan zum Erfolg führt. Denn in Libyen oder auch in Ägypten gebe es keine staatlichen Stellen mehr, die Unterstützung leisten könnten. Es gebe aber noch ein anderes Problem: «Die Schlepper auf den Schiffen, an die wir hier heran kommen – das sind nur die kleinen Fische.»
Sie seien selbst arme Unglückliche, Handlanger und teilweise sogar selbst Migranten. Serpotta sagt, er habe selbst schon Dutzende von ihnen für Jahre hinter Gitter gebracht. Doch es kämen immer neue. «Das Problem sind die Drahtzieher in Afrika. Die behelligt so schnell niemand.»