Donald Trump steht seit Jahrzehnten unter intensiver Medienbeobachtung. Über den Immobilienmogul, Reality-TV-Star, Selbst-Promoter und Politiker wurden mehrere Bücher verfasst, Tausende Zeitungsartikel geschrieben und Hunderte Fernsehstunden ausgestrahlt. Doch wer ist der 45. Präsident der USA wirklich? Wofür steht er? Was liegt ihm am Herzen?
Diese Fragen sind oft gestellt worden. Antworten wären heute wichtiger denn je. Doch vermutlich kann nicht mal Donald Trump sie selber liefern. Über Jahrzehnte haben sich die Privatperson und das öffentliche Image gegenseitig angenähert. Donald Trump ist, was er gerne wäre. Und das ist vor allem eines: erfolgreich. Koste es, was es wolle. Das ist der @realDonaldTrump – nicht nur auf Twitter.
Was Trump heute sagt und tweetet, muss morgen nicht mehr zwingend gelten.
Trump zieht alle Register. Er charmiert, er übertreibt, er poltert und attackiert. Vor allem aber spielt er bewusst mit dem Ungefähren. Er ändert seine Meinung oft, falls er sich je auf eine festgelegt hat. So bleiben alle und alles im Ungewissen. Was er heute sagt und tweetet, muss morgen nicht mehr zwingend gelten.
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Die Liste der Widersprüche ist lang. Früher sah er in Russland eine Gefahr, heute gibt er erst nach Wochen zu, dass Russland sich in die US-Wahlen eingemischt hatte. Früher war er für Abtreibungen, nun ist er dagegen. Im Wahlkampf sagte er, die Mauer an der Südgrenze werde von Mexiko bezahlt, nun sollen es die US-Steuerzahler sein – und vielleicht ist die Mauer auch ein Zaun.
Die Republikaner im Kongress sind nie ganz sicher, was Trump, das politische Chamäleon, das mindestens fünfmal die Parteizugehörigkeit gewechselt hat, wirklich will. Ausländische Partner sind verunsichert – sie wissen nicht, ob Trump bloss provoziert oder wirklich einen neuen Kurs einschlagen wird. Das gibt Trump Macht und Flexibilität. Und er hat am Ende immer Recht und Erfolg.
Kommt’s schief, werden die anderen schuld sein.
Interessant dürfte sein, wie stark Trump diesen Kurs im Weissen Haus fortführen kann. Immerhin: als Präsident muss er ab und zu einen Pflock einschlagen – und sich festlegen. Tendenziell wird die Bundesregierung unter Präsident Trump nach rechts rutschen. Weniger Staat und Regulierungen, weniger Schutz der Schwachen, mehr Macht den Stärkeren, Amerika zuerst. So lässt sich sein wolkiges Programm für die ersten 100 Tage zusammenfassen. Klar ist: Kommt’s schief, werden die anderen schuld sein. Und die Kritiker werden attackiert und kaltgestellt. Auch das eine bekannte Taktik.
Die Trump-Wähler scheint das alles nicht zu stören. Ein Leader ändere seine Meinung, wenn er dies für angebracht erachte, argumentieren sie. Besser als Barack Obama, der seine Ideen stur und gegen viel Widerstand durchzudrücken versuchte, sagen sie. Sie haben nichts gegen eine politische Wundertüte – solange sich ihr Leben verbessert und Amerika wieder zuerst kommt. Hohe Erwartungen im ganzen Land.
Doch Trumps Zustimmungsrate ist in der Übergangsphase gesunken, seine Werte sind deutlich tiefer als die seiner vier Vorgänger kurz vor Amtsantritt. Donald Trump wird alles unternehmen wollen, damit diese Werte wieder steigen. Er will als bester Präsident der USA in die Geschichte eingehen. Second is first loser.