Kämpfer der Extremistengruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL), die der Al-Kaida nahe steht, haben die westirakische Stadt Falludscha offenbar unter ihre Kontrolle gebracht.
Die Informationen über Falluschda seien jedoch widersprüchlich, urteilt Inga Rogg, die für die NZZ über Irak berichtet, gegenüber SRF. Ein Sicherheitsbeamter habe gesagt, dass die Stadt unter Kontrolle der Extremisten sei.
Leute vor Ort würden aber ein etwas anderes Bild zeichnen, so Rogg. Demnach gingen die Kämpfe weiter. Es handle sich dabei vor allem um Gefechte zwischen Al-Kaida-Extremisten und lokalen Stammesvertretern. Es gebe vereinzelt Sunniten die Al-Kaida unterstützen würden. Die Mehrheit in der Provinz Al-Anbar lehne aber die Extremisten ab.
Die Extremisten hatten bereits am Donnerstag Teile von Falludscha besetzt. Irakische Medien meldeten am Freitag, Truppen aus Bagdad hätten Al-Kaida-Kämpfer aus den von ihnen besetzten Polizeiwachen vertrieben. Offenbar zogen sich die Einheiten aber danach wieder aus Falludscha zurück, sodass die Militanten der ISIL erneut einrücken konnten.
Drei-Fronten-Krieg
Falludscha und Ramadi gehören zur Provinz Al-Anbar im Westen des Landes, in der sich zahlreiche sunnitische Gegner der schiitisch dominierten Regierung festgesetzt haben. Auslöser der jüngsten Gewalt ist die Räumung eines Protestlagers von Regierungsgegnern in Ramadi und die Verhaftung eines sunnitischen Abgeordneten.
In die Kämpfe hätten sich Al-Kaida-Kämpfer eingemischt, so Rogg. Diese griffen Truppen an und überrannten Regierungssitze in der Provinz. «Gleichzeitig wollen die sunnitischen Stämme nicht, dass Al-Kaida die Kontrolle erringt. So haben wir im Moment offensichtlich einen Drei-Fronten-Krieg zwischen mehrheitlich schiitischen Regierungstruppen, sunnitischen Stammesmilizionären und den Kaida-Extremisten.»
Rogg geht davon aus, dass man auf langer Sicht mit einer instabilen Lage im Irak rechnen müsse. Dies aufgrund dieser ethnisch-religiösen bzw. politischen Konflikte die sich in den Konflikt zwischen Regierung und Sunniten mischen würden.