Wenige Stunden nach dem Spitzentreffen in Berlin zur griechischen Finanzkrise herrscht in Athen Ratlosigkeit. Niemand weiss Genaueres über den Inhalt des vermeintlich letzten Angebotes der Gläubiger Griechenlands. Doch das hoch verschuldete Land hat bereits Härte signalisiert.
Der griechische Ministerpräsident Tsipras sprach von einem realistischen Plan. Es liege nun an den politischen Führern Europas, diesen Plan zu akzeptieren. Dieser liste konkrete und realistische Vorschläge auf, um Griechenland aus der Krise heraus zu führen. Nur mit diesem Plan lasse sich eine drohende Spaltung Europas vermeiden, drohte Tsipras. Welche Reformen der Plan seiner Regierung auflistet, sagte Tsipras jedoch nicht.
«Es gibt keinen Spielraum für mehr Kompromisse», sagte der griechische Arbeitsminister Panos Skourletis dem Sender Skai TV. «Wir warten darauf, dass die andere Seite ihrer Verantwortung nachkommt.» Etwas milder drückte sich Nikos Filis aus, der Fraktionssprecher der regierenden Linkspartei Syriza: «Wir werden sehen, was das für Massnahmen sind und ob sie zugunsten des Volkes sind oder nicht. Und dann werden wir entscheiden».
Verhandlungen sollen fortgeführt werden
In der Nacht zu Dienstag hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Staatschef François Hollande sowie EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit der IWF-Chefin Christine Lagarde und dem EZB-Präsidenten Mario Draghi über ein mögliches Kompromissangebot an Athen beraten.
Die Beratungen dauerten bis in die frühen Morgenstunden an, berichtete die griechische Presse. Aus Verhandlungskreisen hiess es in Berlin bisher lediglich, die Verhandlungen der internationalen Geldgeber mit Griechenland sollten rasch fortgesetzt werden.
Parallel zum Treffen in Berlin war in Athen am späten Montagabend Regierungschef Alexis Tsipras mit seinen wichtigsten Mitarbeitern und Beratern zusammengekommen.
Zeit läuft davon
Die klamme griechische Regierung ringt seit Monaten mit den internationalen Geldgebern um Reformen, die den Weg frei machen sollen für kurzfristige Hilfszahlungen von 7,2 Milliarden Euro.
Die Kreditgeber wollen Griechenland nur dann weitere Hilfskredite geben, wenn die griechische Regierung Reformen durchsetzt (z.B. Rentenkürzungen, Steuererhöhungen). Dagegen wehrt sich die griechische Regierung aber nach wie vor. Die Zeit wird knapp: Am Freitag muss Griechenland die nächste Kreditrate an den IWF zurückzahlen, kann das aber vermutlich nur tun, wenn es bis dahin frische Kredite bekommt.