Im Rampenlicht bewegt er sich nicht gern: Der Luzerner Kardinal Kurt Koch, ehemaliger Bischof von Basel, sucht lieber die diskrete Begegnung. Doch diesmal kommt der Schweizer nicht umhin, sich fragen zu lassen: Wäre das aktuelle Treffen zwischen Papst Franziskus und dem Partiarchen von Moskau auch ohne ihn zustande gekommen?
«Hauptakteur ist der Heilige Geist»
Der Kardinal reagiert zurückhaltend. Als Präsident des «pästlichen Rates für die Einheit der Christen» sei er natürlich in die Vorbereitungen involviert gewesen. «Aber es ist meine Grundüberzeugung, dass der Hauptakteur in der Ökumene nicht wir Menschen sind, sondern der Heilige Geist: Deshalb gehört der Primat ihm.»
Fraglich, ob so bescheiden auch Kurt Kochs Dienstherr, der Papst, heute in Havanna auftreten wird. Denn um Primat, also um Vorrangstellung, geht es dann. Nicht um den Heiligen Geist, sondern: Darf der Papst als Protos, als Erster, die Universalkirche der katholischen und orthodoxen Christen überhaupt anführen?
Kardinal Koch konnte da nach seinen Unterredungen mit Moskau Verhandlungsspielraum sehen.
«Dass nun auch die Orthodoxen sagen konnten, auch auf der universalen Ebene braucht es einen Protos, das war ein ganz grosser Schritt.» Nun müsse weitergedacht werden, welches die Rolle dieses Ersten in der Einheit der Kirche sein werde.
Auch weltpolitische Gespräche
Nicht nur kirchenpolitisch – auch weltpolitisch wird Papst Franziskus mit Patriarch Kyrill in Havanna ins Gespräch kommen. «Natürlich spielen Fragen wie Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der Schöpfung, Sorge für die Armen, Anerkennung der Menschenrechte eine zentrale Rolle.»
Dass die Annäherung aber soweit geht wie vor gut einem Jahr mit dem Patriarchen von Konstantinopel – darüber will Kurt Koch nicht spekulieren.