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Schlagabtausch zwischen Trump und Biden
Aus SRF 4 News aktuell vom 30.09.2020. Bild: Keystone/Archiv
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Erstes TV-Duell vor US-Wahlen Politologin: «Verfall der Debattenkultur ist sichtbar geworden»

Die erste TV-Debatte vor der US-Präsidentenwahl verlief chaotisch. Die Bilanz einer Politikwissenschaftlerin.

In der Nacht trafen Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden zum ersten Mal aufeinander. Vor einem Millionenpublikum haben sie sich während 90 Minuten duelliert. Der Verfall der Debattenkultur sei bedenklich sichtbar geworden, sagt die Politikwissenschaftlerin Christiane Lemke.

Christiane Lemke

Christiane Lemke

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Christiane Lemke ist Politikwissenschaftlerin an der Leibnitz Universität in Hannover.

SRF News: Im Vorfeld ist man von einer bissigen, sehr hart geführten TV-Debatte ausgegangen. Hat sich das bestätigt?

Christiane Lemke: Das hat sich nicht nur bestätigt, es war streckenweise eine chaotische Debatte, die nicht nur hart geführt wurde, sondern auch sehr unfair.

Wer hat besser abgeschnitten?

Donald Trump hat immer wieder versucht, Joe Biden persönlich und inhaltlich anzugreifen, aber er konnte nicht so recht punkten. Aus meiner Sicht wurden die inhaltlichen Themen besser von Biden rübergebracht, während Trump inhaltlich gar nichts gesagt hat. Im Ergebnis waren aber beide unfair, was auch beim Publikum nicht gut angekommen ist. Sie haben sich beschimpft, aber inhaltlich hat Biden gewonnen.

Joe Biden.
Legende: Christiane Lemke: Joe Biden konnte inhaltlich punkten. Keystone

Wirkte das Ganze nicht auch absurd?

Es ist Ausdruck dieser sehr gespaltenen Gesellschaft und auch der Erosion von Vertrauen und Ansehen in wichtige Institutionen. Trump und Biden, die sich beide um das wichtigste und mächtigste Amt der Welt bewerben, sind nicht in der Lage, miteinander über sachliche Themen zu reden, sondern sie bekriegen sich nur.

Im Ergebnis waren sie beide unfair, was auch beim Publikum nicht gut angekommen ist.
Autor: Christiane Lemke Politikwissenschaftlerin

Biden hatte früher immer wieder einmal Aussetzer, wenn er sprach. Wie hat er sich jetzt geschlagen?

Er hat sich gut geschlagen und war sehr gut vorbereitet. Man merkt, dass er ein erfahrener Debattierer ist. Er hat ausserdem immer direkt das Publikum angesprochen oder die Wählerinnen und Wähler. Das hat er sehr präsent gemacht. Seine Zahlen, Daten und Fakten waren meines Wissens auf den ersten Blick korrekt. Er hat sich sehr viel besser geschlagen, als viele im Vorfeld befürchtet hatten.

Biden hat sich sehr viel besser geschlagen, als viele im Vorfeld befürchtet hatten.
Autor: Christiane Lemke Politikwissenschaftlerin

Donald Trump hat eine riesige Angriffsfläche geboten mit Steuerunterlagen und Corona-Pandemie. Konnte er sich verteidigen?

Trump hat das gar nicht versucht und ist diesen Fragen ausgewichen. Bei der Steuererklärung sagte er etwa einfach, er habe Millionen Steuern gezahlt. Dann lenkte er auf das Thema Covid-19 ab und ging gar nicht darauf ein. Denn er ist faktisch auch dort in Erklärungsnot.

Trump.
Legende: Christiane Lemke: US-Präsident Donald Trump ging gar nicht auf Kritikpunkte ein. Keystone

Hat diese Debatte etwas gebracht. Konnte man da überhaupt zusehen?

Es war streckenweise wirklich chaotisch und man hat nicht verstanden, was gesagt wurde. Wir wissen aus vergangenen TV-Debatten, dass sie nicht viel Wählerinnen und Wähler bewegen. Beide Seiten werden sich bestätigt sehen. Aber der Verfall der Debattenkultur ist bedenklich und so deutlich sichtbar geworden.

Der Verfall der Debattenkultur ist bedenklich und so deutlich sichtbar geworden.
Autor: Christiane Lemke Politikwissenschaftlerin

Mich hat es sehr irritiert, dass Trump auf nochmaliges Nachfragen des Moderators, ob er sich von den weissen Rassisten distanzieren würde, das nicht gemacht hat. Er sprach stattdessen von «Proud Boys», also stolzen Jungs, die sich im Hintergrund bereithalten. Auch bei der Frage der Briefwahl hat Trump nicht klar gesagt, dass er das Wahlergebnis anerkennen würde. Er wiederholte vielmehr, dass die Briefwahlunterlagen alle gefälscht seien und nicht anerkannt werden könnten.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

SRF 4 News, 20.09.2020, 07:15 Uhr;

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