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International «Es gibt Aufrufe, keine Hetzjagd auf Muslime zu machen»

Der blutige Anschlag auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» hat Paris und ganz Frankreich in eine Schockstarre versetzt. SRF-Korrespondent Charles Liebherr liefert eine erste Einschätzung zur aktuellen Lage.

SRF: Das Satiremagazin Charlie Hebdo veröffentlichte immer wieder islamkritische Inhalte. Liegt hier das Motiv für den Anschlag?

Charles Liebherr: Davon muss man ausgehen. Den Zusammenhang stellt auch der Präsident her. François Hollande kam direkt nach Bekanntwerden des Attentates zur Redaktion.

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Die Zeitung hat immer wieder islamkritische Artikel und Karikaturen veröffentlicht, namentlich über den Propheten Mohammed. Sie erhielt dafür auch Drohungen, einzelne Zeichner und Redaktoren standen unter Polizeischutz. Es ist davon auszugehen, dass hier ein Zusammenhang besteht.

Wie haben die Sicherheitsbehörden und die französische Regierung reagiert?

Charles Liebherr

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Seit 2014 ist Charles Liebherr Frankreich-Korrespondent von Radio SRF. Er studierte in Basel und Lausanne Geschichte, Deutsche Literatur- und Sprachwissenschaft sowie Politologie. Davor war er beim Schweizer Radio unter anderem als Wirtschaftsredaktor tätig.

Unmittelbar nach dem Attentat wurde der Sicherheitsrat der Regierung einberufen, gemeinsam mit allen wesentlichen Verantwortungsträgern der Politik und der Sicherheitskräfte. Polizei und Militär wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Sie patrouillieren nun in der ganzen Stadt.

Wie sehen die Reaktionen in der französischen Öffentlichkeit aus?

Von allen Seiten gibt es Reaktionen. Es gibt Aufrufe zu Solidarität, zur Gelassenheit. Und vor allem wurde dazu aufgerufen, keine Hetzjagd zu veranstalten und islamistische Terroristen gleichzusetzen mit den anderen Muslime im Land. Am Mittwochnachmittag ist traditionell auch der Sport- und Ausflugstag aller Schüler – all das wurde jetzt aufgehoben.

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