Was für ein Duell: Mann gegen Frau. Linksliberal gegen rechtsextrem. Öffnung gegen Abschottung. Mehr Europa gegen möglichst wenig EU. Deutschland-Freund gegen Deutschland-Feindin. Brückenbauer gegen Demagogin.
Beide Kandidaten können Frankreichs neuer Präsident werden:
Emmanuel Macron ist auf dem Weg in den Elysée-Palast. Als Senkrechtstarter in der französischen Politik wurde er auch schon als «französischer Kennedy» bezeichnet. Weil viele Wähler von den Versprechungen früherer Regierungen enttäuscht waren, wurde Macron für sie eine wählbare Alternative.
Marine Le Pen wird in der Stichwahl die harte Herausforderin von Macron. Sie bezeichnete ihn auch schon als «Marionette der sozialistischen Regierungspartei». Ein Wahlsieg der 48-Jährigen wäre ein politisches Erdbeben in Frankreich, aber auch in der Europäischen Union.
Le Pen hat der rechtpopulistischen Partei ein gemässigteres Auftreten verordnet. Den offenen Rassismus ihres Vaters Jean-Marie hat sie zurückgedrängt. Doch sie vertritt weiter harte Positionen etwa gegen Einwanderung. Der schlimmste Feind Le Pens ist die EU. Sie sieht die Union als Wurzel der zentralen Probleme Frankreichs. An der Macht als Staatspräsidentin würde sie aus der Euro-Währungszone austreten und ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft abhalten lassen.
Ganz im Gegenteil ist der 39-jährige Macron ein Freund der EU. «Ich habe Europa im Herzen», lautet sein Motto. Das macht ihn zum prominentesten Widersacher von Le Pen. Erst vor einem Jahr gründete der ehemalige Wirtschaftsminister des unpopulären Präsidenten François Hollande eine neue politische Bewegung «En Marche!» (Auf dem Weg). Schon vor langer Zeit trat er aus der sozialistischen Partei aus und positionierte sich «weder rechts noch links».