Seit vier Jahren tobt der Krieg in Syrien. Inzwischen ist die Zahl der Flüchtlinge auf 3'980'623 Personen angestiegen. Soviele sind dem UNHCR per Ende Mai zumindest bekannt. Die meisten haben es vorerst nur in ein Nachbarland geschafft: In Libanon gibt es über eine Million syrische Flüchtlinge, in Jordanien 600'000 und in Irak 250'000.
Lage rund um Syrien spitzt sich zu
«Die Flucht ins Nachbarland ist die schnellste, die günstigste und deshalb die nächstliegende Lösung», sagt Anja Klug, die das UNHCR-Büro für die Schweiz und Liechtenstein leitet. Ausserdem hofften die meisten Flüchtlinge auf eine baldige Rückkehr in ihre Heimat. «Doch je länger der Krieg dauert, fragen sie sich: Wo kann ich mir ein neues Leben aufbauen?»
Die Flüchtlinge aus Syrien suchen Arbeit, wollen Schulbildung für ihre Kinder und medizinische Versorgung. Besonders in Libanon sinken die Chancen auf einen Neuanfang zunehmend. «Will ein Syrer bleiben, muss er seine Aufenthaltsbewilligung verlängern. Diese kostet neuerdings 200 Dollar. Er darf zudem keiner Arbeit nachgehen und muss jemanden im Land kennen, der für ihn garantiert», sagt Klug. Viele gleiten in die Illegalität ab.
Legale Ausreisewege sind rar
Nur wenige der Millionen Flüchtlinge zieht es weiter. Einige versuchen die Flucht via Türkei in Richtung Europa. Sie gelingt meist nur mit Unterstützung von Schmugglern. «Weil die europäischen Staaten den Grenzschutz verstärkt haben, sind die Preise für die illegale Überfahrt gestiegen.» Sie ist nicht nur teuer, sondern auch gefährlich. Es droht der Tod.
Weil die europäischen Staaten den Grenzschutz verstärkt haben, sind die Preise für die illegale Überfahrt gestiegen.
Für die meisten Syrerinnen und Syrer ist Europa deshalb unerreichbar. Das UNHCR versucht, ihnen vermehrt legale Fluchtwege zu ermöglichen. Mit dem sogenannten Resettlement-Programm will sie anerkannte Flüchtlinge unter anderem an europäische Staaten vermitteln. Der Bundesrat hat entschieden, auf diesem Weg 2'500 syrischen Flüchtlingen Schutz zu bieten.
Europäische Solidarität gefordert
Die Schweiz gehe als gutes Beispiel voran, sagt Anja Klug des UNHCR. «Der Bundesrat setzt ein Zeichen, das hoffentlich auch in anderen europäischen Ländern registriert wird.» Trotz zahlreichen Appellen des UNO-Flüchtlingshilfswerks gebe es noch Staaten in Europa, die keine Resettlement-Programme kennen.
Der Bundesrat setzt ein Zeichen, das hoffentlich auch in anderen europäischen Ländern registriert wird.
Eine europäische Solidarität mit den Nachbarländern Syriens sei nötig. Das UNHCR müsse den syrischen Flüchtlingen in Libanon, Jordanien und Irak weiterhin Schutz bieten können, sagt Klug. «Das gelingt nur, wenn diese Staaten spüren, dass sie die Last des Syrien-Kriegs nicht alleine tragen.»