Nach fast vier Jahren Belagerung durch Regierungstruppen hat die Evakuierung des Vorortes Daraja nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus begonnen.
Ein Augenzeuge beobachtete am Freitag, wie sechs Busse den Ort verliessen. Ein Offizier der syrischen Armee erklärte, am Freitag sollten rund 300 Familien von Kämpfern Daraja verlassen. Insgesamt sollten 700 Aufständische und 4000 Zivilisten aus dem Ort gebracht werden.
Seit 2012 belagert
Mit der Evakuierung endet eine der längsten Belagerungen in dem seit fünf Jahren dauernden Bürgerkrieg. Die syrische Armee hatte Daraja bereits seit 2012 belagert. Die Armee hatte sich mit den Rebellen auf eine mehrtägige Evakuierung geeinigt. Daraja liegt etwa zehn Kilometer südwestlich der Altstadt von Damaskus.
Nach UNO-Angaben erreichte in den vier Jahren nur einmal ein Hilfskonvoi Daraja. Die rund 8000 eingeschlossene Menschen leiden unter Mangelernährung.
Katastrophale humanitäre Lage
Da die humanitäre Lage katastrophal gewesen sei, sei die Entscheidung zur Evakuierung getroffen worden, sagte einer der Rebellenkämpfer am Freitag. Daraja sei «unbewohnbar» geworden und mittlerweile «komplett zerstört».
Für die syrische Armee ist der Ort wichtig, weil er direkt an einem Militärflughafen liegt. Daraja war regelmässig Ziel von Luftangriffen des Regimes mit international geächteten Fassbomben. Die Zivilisten sollen jetzt in Auffanglager in Damaskus gebracht werden. Die oppositionellen Kämpfer sollen in die von Rebellen beherrschte Provinz Idlib gebracht werden.
Die Kontrolle über die Stadt wird danach der syrischen Armee und ihren Verbündeten übergeben. Daraja wurde bisher von zwei islamistischen Rebellengruppen kontrolliert – Adschnad al-Scham und den Märtyrern des Islam. Laut der regierungsnahen Nachrichtenwebseite almasdarnews sind Regierungstruppen in den vergangenen Tagen nach Daraja vorgerückt.
600'000 Menschen in belagerten Orten
Insgesamt leben laut UNO in Syrien noch rund 600'000 Menschen unter Belagerung. Die meisten Orte werden vom Regime und seinen Verbündeten blockiert. Der führende syrischen Oppositionelle George Sabra warf der internationalen Gemeinschaft vor, versagt zu haben und die Menschen in Daraja im Stich gelassen zu haben.
Die Versorgung der Bewohner eingekesselter Städte war auch Thema eines Telefonats des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin. Nach Angaben der türkischen Regierung verabredeten beide, die Bemühungen zu verstärken, die Bewohner Aleppos in Nordsyrien mit Hilfsgütern zu versorgen.