Auf das deutsche Generalkonsulat in der Stadt Masar-i-Scharif in Afghanistan ist ein Bombenanschlag verübt worden. Mindestens sechs Menschen wurden dabei getötet und mindestens 119 weitere verletzt, sagte der Leiter des Spitals in der Stadt. Alle vier Toten seien Afghanen.
Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin erklärte, seien alle deutschen Mitarbeiter des Konsulats «sicher und unverletzt». Im Generalkonsulat sind etwa zwei Dutzend deutsche Mitarbeiter beschäftigt.
Selbstmordanschlag mit Sprengstoff-Fahrzeug
Ein Attentäter habe am Abend einen kleinen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen in die Mauer des Gebäudes gerammt, erklärte Polizeichef Saied Sadat. Die Explosion sei so schwer gewesen, dass viele Fenster in der näheren Umgebung zerbrochen sein. Dies habe die meisten Verletzungen verursacht.
Der ehemalige BBC-Korrespondent Tahir Qadiry in Mazar-i-Scharif postete auf Twitter ein Bild des angegriffenen Gebäudes. Es soll sich um einen brennenden Teppichmarkt neben dem Konsulat handeln.
Während des Angriffs sind laut Angaben der deutschen Bundeswehr in Potsdam auch Schüsse gefallen. Sie ist in Masar-i-Scharif verantwortlich für den Nato-Einsatz «Resolute Support» in Nordafghanistan. Dort sind rund 1000 deutsche Soldaten im Einsatz, weitere 1000 Soldaten kommen aus 20 Partnernationen.
Das deutsche Konsulat ist in einem Gebäude auf einem weitläufigen Anwesen untergebracht. Es ist von hohen Mauern umgeben und wird stark gesichert. Im deutschen Auswärtigen Amt sei nach dem Angriff noch am späten Abend eine Krisen-Task-Force gebildet worden, hiess es aus Berlin.
Möglicherweise Taliban-Racheakt
Die radikal-islamischen Taliban haben sich zu der Tat bekannt. In einer im Internet veröffentlichten Stellungnahme erklärten sie, der Angriff sei ein Vergeltungsschlag für ein Bombardement in der Provinz Kundus. Vor einer Woche waren dort bei einem mutmasslichen Nato-Luftangriff auf die Taliban mehr als 30 Zivilisten getötet und 19 weitere verletzt worden.
Der Angriff löste international Kritik aus. Der Tod von Zivilisten sei nicht hinnehmbar und untergrabe die Bemühungen zum Aufbau von Frieden und Stabilität in dem Land, reagierte damals der UNO-Beauftragte für Afghanistan, Tadamichi Yamamoto.